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Karriere

Wenn die Seele streikt – Berufsunfähigkeit durch psychische Belastung

Burnout, Depression & Co. sind die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit – und doch oft ein Tabuthema. Wie man psychische Belastungen früh erkennt, vorbeugt und sich richtig absichert.

Bildquelle: AdobeStock

Psychische Erkrankungen wie Depression, Burnout oder Angststörungen sind längst keine Randerscheinung mehr – sie zählen heute zu den häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit. Dennoch werden sie oft unterschätzt oder tabuisiert. WissensWert zeigt, worauf Betroffene achten sollten, wie man erste Warnsignale erkennt und welche Möglichkeiten der Prävention und Absicherung bestehen. Denn wer frühzeitig handelt, schützt nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seine Existenz.

Was sind psychische Erkrankungen?

Psychische Erkrankungen sind Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Verhaltens, die das Lebens eines Menschen erheblich beeinträchtigen können. Sie unterscheiden sich von normalen Stimmungsschwankungen oder Stressreaktionen dadurch, dass sie über längere Zeit anhalten, intensiv ausgeprägt sind und den Alltag deutlich erschweren oder sogar unmöglich machen.

Psychische Ursachen für Berufsunfähigkeit

In Deutschland zählt die Berufsunfähigkeit nach wie vor zu den größten Risiken für die eigene Erwerbsbiografie – und die Ursachen dafür haben sich in den letzten Jahren deutlich verschoben. An erster Stelle stehen heute psychische Erkrankungen, die rund 35 Prozent aller Fälle ausmachen. Dazu gehören unter anderem Depressionen, Angststörungen, Burnout und andere seelische Belastungen, die oft schleichend beginnen und langfristig die Arbeitsfähigkeit massiv einschränken. Auf dem zweiten Platz folgen mit etwa 23 Prozent die Erkrankungen des Bewegungsapparats. Rückenleiden, Bandscheibenvorfälle oder chronische Gelenkschmerzen sind typische Beispiele, die vor allem in körperlich belastenden Berufen auftreten, aber auch durch langes Sitzen oder Fehlhaltungen im Büroalltag entstehen.
Krebserkrankungen sind mit rund 19 Prozent ebenfalls eine häufige Ursache für Berufsunfähigkeit. Sie führen oft zu langen Ausfallzeiten und können – je nach Verlauf – eine Rückkehr in den Beruf dauerhaft unmöglich machen. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ca. sechs Prozent) und neurologische Erkrankungen (ca. fünf Prozent) wie Multiple Sklerose oder Parkinson spielen eine Rolle.Insgesamt zeigt sich: Die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit sind heute nicht mehr sichtbar von außen, sondern betreffen die seelische und chronische körperliche Gesundheit. Das unterstreicht, wie wichtig Prävention, frühzeitige Behandlung und eine gute Absicherung – etwa durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung – geworden sind.

Checkliste
Was zählt als psychische Erkrankung?

Psychische Erkrankungen umfassen eine Vielzahl von Störungen

Depressionen:

Anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit

Angststörungen:

Übermäßige Sorgen, Panikattacken, soziale Ängste

Burnout:

Emotionale Erschöpfung, Leistungsabfall, innere Leere

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS):

Nachwirkungen schwerer traumatischer Erlebnisse

Essstörungen:

Magersucht (Anorexie), Bulimie, Binge-Eating

Zwangsstörungen:

Wiederkehrende Zwangsgedanken oder -handlungen

Schizophrenie:

Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen, Realitätsverlust

Bipolare Störung:

Wechsel zwischen manischen und depressiven Phasen

Persönlichkeitsstörung:

z. B. Borderline, narzisstische oder paranoide Persönlichkeitsstörung

Warnsignale einer psychischen Belastung

Psychische Erkrankungen schleichen sich oft langsam in den Alltag ein. Wir übersehen sie häufig, bagatellisieren sie und wollen sie vielleicht nicht wahrhaben. Anders als bei körperlichen Beschwerden gibt es keine sichtbaren Symptome – und genau das macht sie so gefährlich. Viele Betroffene merken erst spät, dass sie sich in einer Abwärtsspirale befinden. Umso wichtiger ist es, frühzeitig auf Warnsignale zu achten.
Typische Frühwarnzeichen:

  • Anhaltende Erschöpfung: Wer sich trotz ausreichend Schlaf dauerhaft müde und ausgelaugt fühlt, sollte genauer hinschauen.
  • Schlafstörungen: Einschlaf- oder Durchschlafprobleme über mehrere Wochen hinweg können ein Hinweis auf seelische Belastung sein.
  • Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen: Wenn kleine Auslöser zu übermäßiger Wut oder Traurigkeit führen, kann das ein Zeichen innerer Überforderung sein.
  • Sozialer Rückzug: Der Kontakt zu Freunden und Familie wird vermieden, Hobbys verlieren ihren Reiz.
  • Konzentrationsprobleme: Wer sich kaum noch auf Aufgaben fokussieren kann oder häufig Flüchtigkeitsfehler macht, sollte aufmerksam werden.
  • Körperliche Beschwerden ohne klare Ursache: Kopf- oder Rückenschmerzen, Magenprobleme oder Herzrasen können psychosomatisch bedingt sein.

Oft verwechselt: Berufsunfähigkeit versus Erwerbsminderung - Wo liegt der Unterschied?

Checkliste
Berufsunfähigkeit
Definition:

Wenn man seinen zuletzt ausgeübten Beruf (oder eine ähnliche Tätigkeit) zu mindestens 50 Prozent aufgrund von Krankheit, Unfall oder psychischer Belastung nicht mehr ausüben kann.

Beispiel:

Ein Chirurg mit einer Handverletzung kann nicht mehr operieren – obwohl er theoretisch als medizinischer Berater arbeiten könnte, gilt er als berufsunfähig.

Leistung:

Die private Berufs­unfähigkeits­versicherung zahlt eine monatliche Rente, wenn die Bedingungen erfüllt sind.

Voraussetzung:
  • Die Einschränkung besteht länger als sechs Monate.
  • Ein ärztliches Gutachten bestätigt die Berufsunfähigkeit.
Checkliste
Erwerbsunfähigkeit
Definition:

Wenn man körperlich oder mental nicht mehr in der Lage ist, irgendeine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt auszuüben – unabhängig vom erlernten Beruf.

Beispiel:

Ein Tischler mit schwerem Bandscheibenvorfall kann weder in seinem Beruf noch als Telefonist arbeiten – er gilt als erwerbsgemindert.

Leistung:

Die gesetzliche Rentenversicherung zahlt eine Erwerbsminderungsrente, wenn die Bedingungen erfüllt sind.

Voraussetzung:
  • Dauerhafte oder langfristige Einschränkung
  • Es ist ein medizinisches Gutachten erforderlich.

Prävention - wie kann man einer Berufsunfähigkeit vorbeugen?

Um einer möglichen Berufsunfähigkeit oder chronischen Überlastung vorzubeugen, ist es entscheidend, frühzeitig auf sich selbst zu achten – körperlich und seelisch. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Stärkung der psychischen Gesundheit. Wer lernt, mit Stress umzugehen, kann vielen Problemen vorbeugen. Techniken wie Achtsamkeit, Meditation oder progressive Muskelentspannung helfen, innere Ruhe zu finden und Stress abzubauen. Ebenso wichtig ist es, persönliche Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Das bedeutet, bewusst „Nein“ zu sagen, wenn die Belastung zu groß wird. Ein stabiles soziales Umfeld, regelmäßige Gespräche mit Freunden oder Familie und das Pflegen von Beziehungen wirken wie ein Schutzschild gegen psychische Krisen. Pausen und Erholungszeiten sollten nicht als Luxus, sondern als notwendige Regenerationsphasen verstanden werden.
Neben der seelischen spielt auch die körperliche Gesundheit eine große Rolle. Schon kleine Veränderungen im Alltag bewirken viel: Tägliche Bewegung, sei es durch Spazierengehen, Radfahren oder leichtes Training, stärkt den Körper und das Wohlbefinden. Ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz beugt Verspannungen und Haltungsschäden vor. Ebenso wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, die das Immunsystem unterstützt und die Leistungsfähigkeit erhält. Und nicht zuletzt: Ausreichend Schlaf – idealerweise sieben bis neun Stunden pro Nacht – ist essenziell, um Körper und Geist zu regenerieren.


Das Arbeitsumfeld kann aktiv mitgestaltet werden. Eine gesunde Work-Life-Balance ist kein Modewort, sondern ein echter Schutzfaktor. Wer frühzeitig mit Vorgesetzten über Überlastung spricht, findet oft gemeinsam Lösungen – etwa durch Umverteilung von Aufgaben oder flexible Arbeitszeiten. Fortbildungen bauen Unsicherheiten ab und stärken das Gefühl von Kontrolle und Kompetenz.

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Was tun, bei psychischer Überlastung?

Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Belastung – sei es körperlich oder psychisch – zu viel wird, ist es wichtig, frühzeitig zu handeln. Der erste Schritt sollte immer sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch ein Gespräch mit dem Hausarzt oder direkt mit einem Psychotherapeuten lässt sich die Situation besser einordnen und gegebenenfalls eine Behandlung einleiten. Je früher ich mir Unterstützung hole, desto besser sind die Chancen, dass ich mich stabilisiere und langfristige Folgen vermeide. Mir hilft Tagebuchschreiben beispielsweise sehr. Darin halte ich fest, wie ich mich körperlich und seelisch fühle. Es verschafft mir oft Klarheit, Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen. Wie sieht mein Alltag aus? Gönne ich mir Pausen, um einfach mal durchzuatmen? Mit Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder Yoga finde ich wieder mehr innere Ruhe. Wie sieht es im Beruf aus? Viele Unternehmen bieten mittlerweile Programme zur Gesundheitsförderung oder psychologische Beratung an. Vielleicht gibt es einen Betriebsarzt, mit dem ich reden kann? Oder jemand aus der Personalabteilung oder einer Vertrauensperson? Hält die Situation länger an, kann man auch über eine Reha-Maßnahme oder einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente nachdenken. Beratungsstellen wie die Deutsche Rentenversicherung oder psychosoziale Diensten helfen, die richtigen Schritte zu gehen.

Absicherung bei einer psychischen Belastung: Was leistet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet finanziellen Schutz, wenn man aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr im zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten kann – und das zu mindestens 50 Prozent der bisherigen Tätigkeit. Sie zählt zu den wichtigsten privaten Versicherungen, insbesondere für Menschen, die auf ihr Einkommen angewiesen sind. Denn die gesetzliche Absicherung reicht oft nicht aus: Wer nach dem 2. Januar 1961 geboren wurde, hat keinen Anspruch mehr auf eine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente, sondern nur noch auf die Erwerbsminderungsrente – und die fällt meist deutlich geringer aus. Sie wird nur gezahlt, wenn man weniger als sechs Stunden täglich arbeiten kann – unabhängig vom Beruf. Die volle Rente gibt es sogar erst bei weniger als drei Stunden Arbeitsfähigkeit pro Tag.

Was leistet die Berufsunfähigkeitsversicherung konkret?
  • Monatliche Rente: Man erhält eine vertraglich vereinbarte monatliche Rente, wenn man berufsunfähig wird – unabhängig davon, ob man noch in einem anderen Beruf arbeiten kann.
  • Schutz bei psychischen und physischen Erkrankungen: Die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit sind heute psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen, gefolgt von Rückenleiden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Keine Verweisung auf andere Berufe: Viele moderne Tarife verzichten auf die sogenannte „abstrakte Verweisung“. Das bedeutet: Man muss keine andere Tätigkeit annehmen, nur weil man sie theoretisch noch ausüben könnte.
  • Schnellere Leistungsanerkennung: Einige Versicherer erkennen eine Berufsunfähigkeit automatisch an, wenn die gesetzliche Rentenversicherung eine volle Erwerbsminderung festgestellt hat – das beschleunigt die Auszahlung.
Selbsttest
Wie belastet bin ich?

Zehn Fragen zu typischen Anzeichen von Stress und Überforderung. Bitte Fragen beantworten mit einer Zahl von 0 bis 4, wobei:

 

0 = trifft gar nicht zu, 1 = trifft wenig zu, 2 = trifft teilweise zu, 3 = trifft überwiegend zu, 4 = trifft voll zu

  1. Ich fühle mich häufig gereizt oder habe Stimmungsschwankungen?
  2. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren?
  3. Ich fühle mich oft antriebslos und habe wenig Interesse an Dingen, die mir früher Spaß gemacht haben.
  4. Ich habe Probleme beim Ein- oder Durchschlafen.
  5. Ich ziehe mich zunehmend aus sozialen Aktivitäten zurück
  6. Ich fühle mich häufig überfordert oder innerlich unruhig.
  7. Ich habe häufig Verspannungen im Nacken, den Schultern oder dem Rücken.
  8. Ich leide häufig unter Kopfschmerzen oder Migräne.
  9. Mein Herz rast oft oder ich habe einen erhöhten Puls.
  10. Ich habe Verdauungsprobleme wie Reizdarm, Übelkeit oder Magenschmerzen?

Auswertung:
0-10 Punkte: Geringes Belastungsniveau: Ich komme gut mit den Anforderungen meines Alltags zurecht. Stresssymptome treten mal auf, beeinträchtigen mich aber nicht wesentlich. TIPP: Balance zwischen Arbeit, Erholung und sozialen Kontakten nicht aus den Augen verlieren!
11-20 Punkte: Mittleres Belastungsniveau: Es gibt eine gewisse Belastung. Ich fühle mich häufiger erschöpft, gereizt und überfordert. Das ist ein guter Zeitpunkt, einfach mal innezuhalten und aktiv gegenzusteuern. TIPP: Entspannungstechniken, Gespräche mit Vertrauenspersonen oder Alltag ein bisschen umstrukturieren.
21-40 Punkte: Hohes Belastungsniveau! Ich fühle mich dauerhaft erschöpft, überfordert und ziehe mich zurück. TIPP: Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ein Gespräch mit dem Hausarzt, einer psychologischen Beratungsstelle oder einem Therapeuten sind jetzt genau das Richtige.

Stand: Juli 2025

Das Wort zum Schluss

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