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Gesundheit

Coaching bei Krebs: Unterstützung und Hoffnung in schwierigen Zeiten

Interview, wie Coaching Krebsbetroffenen helfen kann, die emotionalen und psychologischen Herausforderungen einer Krebsdiagnose zu meistern.

Anna Schloßhauer ist die fachlichen Leitungen des Gesundheitsprogramms Onkologie bei der widecare GmbH. Nach ihrem Medizinstudium hat sie sich auf Gynäkologie und Psychoonkologie spezialisiert. Zusammen mit einem interdisziplinären Team aus Psychologen, Apothekern und Gesundheitsmanagern betreuen sie Menschen mit verschiedenen Krebserkrankungen digital und am Telefon. WissensWert traf die Ärztin zum Interview.

Weg zum Krebs-Coaching: Persönliche Erfahrungen als Grundlage einer Methode

Das Arbeitsfeld der Telemedizin hat mich besonders interessiert. Die Beratung über das Telefon ist eine tolle Sache. Sie ist eine flexible und ortsunabhängige Ergänzung zu der klassischen Behandlung vor Ort. Durch das Interesse an telemedizinscher Behandlung und Beratung bin ich zur widecare gekommen. Mit der Erfahrung aus der Klinik, die ich mit gynäkologischen Krebserkrankten gesammelt habe, bin ich im Onkologie-Programm gestartet. Mir war relativ schnell klar, dass ich die Fortbildung zur Psychoonkologin absolvieren möchte, um ein noch tieferes Verständnis für die Betroffenen zu erhalten und zu verschiedene psychosoziale Belastungen beraten zu können. Persönlich hat mich in den letzten Jahren stark die Krebserkrankung meiner Mutter geprägt. Viele der Belastungen, die ich tagtäglich von Krebsbetroffenen geschildert bekomme, hat meine Mutter auch erlebt. Trotz meines Fachwissens habe ich mich in meiner Rolle als Angehörige häufig hilflos gefühlt und hätte meiner Mutter in diesem Moment so eine professionelle Begleitung durch Fachpersonen, wie wir sie anbieten, gewünscht.

Typischer Ablauf eines Krebs-Coachings

Unsere Teilnehmenden melden sich über die Debeka Krankenversicherung zu unserem Gesundheitsprogramm an. Für viele Menschen ist der medizinische Kontakt übers Telefon anfangs ungewohnt. Da ist ausreichend Zeit ein ganz wichtiger Faktor für ein gutes Vertrauensverhältnis. Und die nehmen wir Coaches uns auch – besonders beim Erstgespräch – um uns und unsere Arbeit vorzustellen und grundsätzliche Fragen zum Programm zu beantworten. Dann geht es um die Teilnehmenden: Neben der Krebserkrankung und damit einhergehenden Therapien und Symptomen sprechen wir in der Regel über den Alltag, die familiäre und berufliche Situation, über Bewegung und Ernährung, eventuelle Ziele und weitere Themen. So bekommen wir einen ganzheitlichen Eindruck der individuellen Situation und entwickeln erste Ideen für das weitere Coaching. Zusätzlich zu den Informationen aus dem Erstgespräch helfen standardisierte Fragebögen, die die Teilnehmenden digital ausfüllen. In der Regel erfolgt die gesamte Betreuung durch die Ansprechperson, die das Erstgespräch geführt hat. Zeitnah findet ein zweites Gespräch statt. Häufig vervollständigen wir das ganzheitliche Bild und nehmen die Erkenntnisse aus Erstgespräch und Fragebogen als Grundlage für den Start ins Coaching. Danach sind die Gesamtdauer unserer Begleitung und die Anzahl der Gesprächstermine individuell unterschiedlich. Wir verfolgen einen bedarfsorientierten Ansatz, um den jeweiligen Situationen der Teilnehmenden gerecht zu werden. Häufig begleiten wir Menschen über mehrere Monate. Dabei stehen wir zwischen den Gesprächen per E-Mail miteinander in Kontakt.

Mentale Gesundheit als Bestandteil moderner Coaching-Ansätze

Die mentale Gesundheit ist ein großer Baustein der Beratung. Laut Studie zeigen ca. 50 Prozent der Krebsbetroffenen im Behandlungsverlauf eine nachweisliche psychische Belastung – den sogenannten psychischen Distress. Betroffene berichten häufig von Sorgen über den Erkrankungsverlauf, von Ängsten, dass der Krebs wiederkommt, von Hilflosigkeit und Kontrollverlust. Und sogar bei ca. 1/3 der Krebserkrankten kann sich diese Belastung zu einer psychischen Erkrankung entwickeln. Angststörungen und Depressionen treten am häufigsten auf nach einer Krebsdiagnose.Häufig gibt es auch körperliche Probleme, wie zum Beispiel Schmerzen, Funktionseinschränkungen oder Fatigue, welche einen großen Einfluss auf das seelische Wohlbefinden ausüben. Der Umgang mit den psychosozialen Belastungen, die eine Krebserkrankung für die betroffene Person, Familie und Freunde mitbringt, stellt für viele eine Herausforderung dar. Um mit dem Einschnitt, den die Krebsdiagnose in allen Lebensbereichen mit sich bringt, umzugehen, ist eine begleitende Beratung durch Fachpersonen sinnvoll.

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Techniken im Umgang mit den psychischen Herausforderungen einer Krebsdiagnose

Es gibt viele Möglichkeiten, um mit den Herausforderungen einer Krebsdiagnose umzugehen. Allein das entlastende Gespräch ist eine große psychische Hilfestellung. Da ist endlich mal Raum und Zeit für die körperlichen und psychischen Belastungen, für die es im Alltag meist keine Zeit gibt. Praktische Hilfestellungen und Tipps senken die Belastung: Das Verfassen einer Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung nimmt einen großen Teil der Sorgen “Was passiert mit mir, wenn ich mal nicht mehr für mich einstehen kann?”. Die Angst um die Zukunft wird durch das Durchdenken der schlimmstmöglichen Situation und dem Pläne schmieden, welche Wünsche dann Angehörigen und Behandelnden beachten sollen, meist greifbarer gemacht und somit abgemildert.
Eine wichtige Grundlage für die mentale Gesundheit ist immer die körperliche Gesundheit. Je nach Stadium der Krebserkrankung ist eine individuelle Beratung zu grundlegenden Lebensbereichen, wie z. B. Bewegung und Ernährung, hilfreich und unterstützt das selbstwirksame Handeln. Das hat wiederrum positiven Einfluss auf die Psyche. Häufig sind Themen wie gesunder Schlaf, Entspannungstechniken, Achtsamkeit, Umgang mit den Angehörigen, Sexualität und Partnerschaft Teil der Beratung. Natürlich ist jede Situation individuell, sodass eine telefonische Beratung auch an ihre Grenzen stoßen kann. So kann es beispielsweise bei ausgeprägten depressiven Symptomen notwendig sein, eine Behandlung vor Ort mit Medikamenten und/oder Psychotherapie zu empfehlen. In solchen Fällen unterstütze ich bei der Suche nach passenden Anlaufstellen. Diese Lotsenfunktion erspart den Betroffenen oft viele frustrierende Umwege und Kontakte mit unpassenden Ansprechpersonen.

Ratschläge für Angehörige von Krebserkrankten

Miteinander reden! Kommunikation ist DIE Grundlage für eine gemeinsame Stressbewältigung. Mit der Diagnose Krebs sind zahlreiche Ängste verbunden, was es vielen Betroffenen und Angehörigen erschwert, offen über die Erkrankung zu sprechen. Häufig möchten Betroffene das Gegenüber nicht zusätzlich belasten oder in weitere Sorgen stürzen. Eine offene Kommunikation ist jedoch das hilfreichste Instrument, um gemeinsamen Stress zu bewältigen. Also, Ängste und Sorgen mit Vertrauten teilen! Ein offenes Ohr anzubieten, lohnt sich von Anfang an, selbst wenn mein Gegenüber nicht immer direkt bereit für ein Gespräch sein sollte. Geduldig bleiben! Außerdem ist es okay, wenn die Krankheit nicht ununterbrochen den Alltag bestimmt – Pausen sind wichtig und geben Kraft. Häufig stellen Angehörige die eigenen Bedürfnisse hinten an, wenn im nahen Umfeld die Diagnose Krebs gestellt wird. Dennoch ist es entscheidend, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, weil die Behandlung von Krebs oft zeitaufwendig ist und mit vielen Höhen und Tiefen einhergeht. Für Betroffene und Angehörige gilt gleichermaßen: Chronischer Stress und enorme Belastung machen auf Dauer krank und mindern ungemein die Lebensqualität. Helfen und mitfühlen ist nur möglich, wenn Angehörige selbst über genügend Kraft verfügen. Sie müssen nicht alles allein schultern! Sie sollten sich eine verständnisvolle Ansprechperson suchen, um Ängste und Sorgen zu besprechen. Das kann im Freundeskreis sein, es gibt aber auch spezielle Angebote für Angehörige von Krebspatienten.

Stand: August 2025

Das Wort zum Schluss

Mit diesem Ratgeber der Debeka-Redaktion möchten wir unsere Kunden und Leser mit interessanten Inhalten und Ratschlägen bei ganz alltäglichen Fragen unterstützen. Die Inhalte werden nach journalistischen Grundsätzen entwickelt werden von der Debeka kostenlos bereitgestellt. Sie enthalten keine Werbung externer Partner oder anderer Produktanbieter. Insofern Produkte der Debeka empfohlen werden, beachten Sie bitte, dass diese Empfehlung keine individuelle Beratung ersetzen kann. Bei Fragen zu Produkten der Debeka steht Ihnen ein Berater in Ihrer Nähe gern zur Verfügung.