Gesundheit
Leben mit der Diagnose Krebs
Ein Leitfaden für die ersten Tage und darüber hinaus
Es gibt Botschaften, die reißen einem den Boden unter den Füßen weg. Einfach weg. Selbst wenn ich schon mit dem Schlimmsten rechne – wenn ich es schwarz auf weiß plötzlich vor mir habe, ist das doch ein Schock. Manche Menschen gehen dann in die Vollen und sind nicht zu bremsen, andere sind wie gelähmt. WissensWert versucht, eine Hilfe für die ersten Tage nach der Diagnose Krebs zu geben.
Vom Verdacht zur Diagnose Krebs
Der Weg vom Verdacht auf Krebs bis zur endgültigen Diagnose kann zermürbend sein. Ständige Arztbesuche, viele Untersuchungen, auf Ergebnisse warten… Da spielen neben Patienten auch Ärzte und andere medizinische Fachleute eine entscheidende Rolle. Der Verdacht auf Krebs kann entstehen, wenn Symptome auftreten, die auf eine mögliche Krebserkrankung hinweisen, oder, wenn beispielsweise bei einer Vorsorgeuntersuchung Auffälligkeiten festgestellt werden. Dann ordnet der Arzt weitere Untersuchungen an, um den Verdacht zu bestätigen oder auszuschließen. Dazu werden sogenannte bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomografie (PET) durchgeführt, um Tumore oder Veränderungen im Körpergewebe zu identifizieren. Wird ein Tumor entdeckt, wird in der Regel eine Biopsie durchgeführt. Dabei entnimmt der Arzt Gewebeproben aus dem verdächtigen Bereich, um sie im Labor auf Krebszellen zu untersuchen. Die Gewebeproben werden von Pathologen unter dem Mikroskop untersucht, um festzustellen, ob Krebszellen vorhanden sind, welche Art von Krebs vorliegt und wie aggressiv er ist. Mit den Ergebnissen der Biopsie und verschiedenen anderen Untersuchungen wird die endgültige Diagnose gestellt.
Die ersten Tage nach der Diagnose Krebs
Auf die Diagnose Krebs reagieren die meisten Menschen erst mal geschockt. Vor allem in den ersten Tagen verändert die Krankheit einfach alles. Sie bestimmt den Alltag. Und das ist okay: Eine solche Nachricht muss man erst mal sacken lassen und sich die Zeit nehmen. Da sind so viele Emotionen, die einen überwältigen: Wut, Angst, Unsicherheit, Traurigkeit und Plan- und Orientierungslosigkeit. Es ist kein Thema, das man nur mit sich ausmachen sollte. Ganz im Gegenteil: Es kommt eine schwierige Zeit auf einen zu, für die braucht man Unterstützung von Familie und Freunden oder professionellen Beratern. Um Hilfe zu bitten und über Gefühle zu sprechen, ist völlig okay und ganz bestimmt keine Schwäche!
Für viele ist es hilfreich, sich ausführlich zu informieren und selbst zum Krebs-Experten zu werden. Und natürlich befragt man dafür das Internet. Dennoch Vorsicht! Man sollte seinen Verstand dabei nicht ausschalten, denn laut so manchem Schwarmwissen kann man sich direkt beim Bestatter einen Sarg aussuchen. Das verwirrt nur zusätzlich. Besser bei seriösen Informationen über spezifische Krebserkrankungen und vertrauenswürdigen Quellen wie dem Krebsinformationsdienst oder DasKrebsportal.de nachlesen.
In diesen ersten Tagen fallen einem viele Fragen ein. Am besten diese alle notieren und beim nächsten Arztgespräch besprechen. Eine gute Vorbereitung hilft, Unsicherheiten zu reduzieren.
Arzt- und Kliniksuche
Die Suche nach dem richtigen Arzt oder der richtigen Klinik kann eine große Herausforderung sein. Wichtig ist, dass man Vertrauen hat und sich gut aufgehoben fühlt. Daher ist es sinnvoll, sich ein bisschen Zeit für Recherche zu nehmen, und sich nicht davor zu scheuen, nach Empfehlungen zu fragen. Nicht jede Krebsbehandlung ist gleich und jeder Mensch ist anders: Es erfordert immer eine individuelle Herangehensweise. Manche Ärzte haben sich auf bestimmte Krebstypen spezialisiert, weshalb es sinnvoll ist, sich einen Arzt zu suchen, der sich mit der Behandlung auskennt. Hilfreich ist es, wenn Ärzte an einem Krebszentrum oder einem Krankenhaus arbeiten, weil dort Experten aus verschiedenen Fachgebieten zusammenkommen. Sie behandeln und versorgen die Betroffenen fachübergreifend. Sich selbst sollte man fragen, ob man für die Behandlung reisen möchte? Oder bleibt man lieber in der Nähe, wo man auch auf die Unterstützung von Familie und Freunden setzen kann?
Wann beginnt die Behandlung?
Die Behandlung beginnt, wenn es einen individuellen Behandlungsplan durch das medizinische Team gibt. Der genaue Zeitpunkt hängt von der Krebsart und dem Stadium ab. Wenn eine Operation erforderlich ist, wird diese in der Regel so bald wie möglich durchgeführt. Der Zeitpunkt hängt von der körperlichen Verfassung und den Ärzten ab.
Bei der Strahlentherapie (Radiotherapie) werden ionisierende Strahlen oder Teilchenstrahlen gezielt gegen Tumore eingesetzt. Sie beginnt normalerweise innerhalb weniger Wochen nach der Diagnose. Die genaue Planung und Dauer werden mit dem Strahlentherapeuten besprochen.
Eine Chemotherapie kann schon kurz nach der Diagnose beginnen. Die Behandlungszyklen variieren je nach Protokoll und individuellem Fall. Verwendet werden Medikamente (Zytostatika) – oft intravenös oder in Form von Tabletten verabreicht – , um Krebszellen im gesamten Körper zu bekämpfen. Die Chemo wirkt auf schnell wachsende Zellen, einschließlich Krebszellen, aber auch auf gesunde wie Haarfollikel und Schleimhautzellen.
Bei einigen Krebsarten, wie z. B. bestimmten Hautkrebsarten, kann die Immuntherapie frühzeitig beginnen. Bei der Immuntherapie wird das Immunsystem des Patienten darauf ausgerichtet, Tumorzellen zu erkennen und anzugreifen. Sie zielt darauf ab, die körpereigene Abwehrreaktion gegen den Krebs zu stärken. Die Immuntherapie erfolgt oft in Form von Infusionen oder Injektionen und kann über mehrere Wochen bis Jahre erfolgen.
Im Anschluss an die oben genannten Behandlungsmaßnahmen kann sich eine Anschlussheilbehandlung oder onkologische Rehabilitation anschließen.
Gesundheit braucht einen starken Partner
Ein therapieführender Arzt ist der persönliche Ansprechpartner während der gesamten Behandlung. Dort laufen alle Informationen zusammen. Er sammelt alle Ergebnisse und Befunde aus den verschiedenen Fachabteilungen und behält den Überblick über die Therapie. Das kann ein Hausarzt oder Onkologe sein.
Rechtliches: Was kommt finanziell und organisatorisch auf mich zu?
Wer länger als drei Tage nicht arbeitsfähig ist, benötigt eine Krankmeldung. Bei gesetzlich Versicherten übermittelt der Arzt die Krankmeldung an den Arbeitgeber und an die Krankenkasse. Den Arbeitgeber muss man selbst darüber informieren, dass man krank ist. Die Diagnose muss natürlich nicht mitgeteilt werden. Wer allerdings ein gutes Verhältnis zu seinem Chef hat, sollte offen über das Thema sprechen. Bei private Versicherten erfolgt keine automatische Meldung durch den Arzt. Sie müssen selbst eine Arbeitsunfähigkeit - möglichst zeitnah - an den Arbeitgeber schicken.
Entgeltfortzahlung und Krankengeld: Arbeitnehmende erhalten in der Regel sechs Wochen weiter ihren Lohn oder Gehalt vom Arbeitgeber. Dauert die Erkrankung länger als sechs Wochen, zahlt die gesetzliche Krankenkasse Krankengeld. Das Krankengeld beträgt etwa 70 Prozent des letzten Bruttoentgelts und maximal 90 Prozent des Nettoentgelts. Es wird maximal 78 Wochen lang gezahlt. Davon abgezogen werden die sechs Wochen Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber und die Zeiten, in denen Betroffene während einer Reha Übergangsgeld erhalten.
Bei Fragen zum Krankengeld helfen die Krankenkasse bzw. die private Krankenversicherung weiter. Sehr hilfreich ist der Kliniksozialdienst im Krankenhaus. Dessen Mitarbeitende unterstützen bei den notwendigen Anträgen. Auch die regionalen Krebsberatungsstellen bieten kompetente Hilfe.
Stand: Juni 2024