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Gesundheit

Kopfschmerzen: Ursachen, Arten, Behandlung und Vorbeugung

Egal ob gelegentliches Kopfweh, Migräne oder stechende Schmerzen – Kopfschmerzen belasten den Alltag erheblich. Welche Kopfschmerzarten es gibt, wie man Ursachen erkennt, welche Behandlungsmöglichkeiten wirklich helfen und wie man mit einfachen Tipps vorbeugen kann.

Bildquelle: Adobe Stock

Kopfschmerzen begleiten das Leben vieler Menschen weit häufiger, als man denkt. Ob dumpfer Druck am Nachmittag, stechende Kopfschmerzen am Wochenende oder Migräneattacken, die das Leben regelmäßig pausieren lassen: Für viele von uns sind solche Beschwerden eine echte Alltagslast. Darüber wollen wir reden. WissensWert unterscheidet in diesem Ratgeber immer klar zwischen wissenschaftlich belegten Empfehlungen, persönlichen Erfahrungen und alltagstauglichen Tipps.

Was sind Kopfschmerzen? - Zahlen, Fakten, gesellschaftliche Bedeutung

Kopfschmerzen (Cephalgien) entstehen, wenn schmerzempfindliche Strukturen im Kopf- und Nackenbereich gereizt werden und das Gehirn diese Signale als Schmerz interpretiert. Die genauen Mechanismen unterscheiden sich je nach Kopfschmerzen Arten, aber immer spielen Nerven, Blutgefäße, Muskeln und chemische Botenstoffe eine zentrale Rolle. Nahezu jeder Mensch erlebt im Laufe seines Lebens mindestens einmal Kopfschmerzen. In Deutschland geben laut der Deutschen Schmerzgesellschaft zwischen 70 und 80 Prozent der Erwachsenen an, mindestens einmal pro Jahr darunter zu leiden. Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterscheidet mehr als 200 verschiedene Kopfschmerzen Arten. Die häufigsten sind:

  • Spannungskopfschmerzen
  • Migräne
  • Cluster-Kopfschmerzen
  • Stechende Kopfschmerzen (Neuralgien)
  • Sekundäre Kopfschmerzen (Symptome anderer Erkrankungen oder Medikamentenfolge)

Und sie sind mehr als ein „kleines Übel“: Besonders Migräne und chronische Kopfschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität massiv, schränken soziale Teilhabe ein und erhöhen das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen. Migräne betrifft rund zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung; Frauen in etwa dreimal so häufig wie Männer. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt Migräne als eine der zehn häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Einschränkungen bei Menschen unter 50 Jahren auf. Spannungskopfschmerzen sind die häufigste Form und betreffen weltweit mehr als 60 Prozent der Erwachsenen regelmäßig. Sie verursachen jährlich Millionen Fehltage in Beruf und Schule. Auch Kinder und Jugendliche sind betroffen: Bereits im Grundschulalter klagt etwa jedes zweite Kind gelegentlich über Kopfweh, im Jugendalter sind es sogar bis zu 80 Prozent. Schulstress, Medienkonsum und Bewegungsmangel spielen dabei eine zentrale Rolle.

Kopfschmerzarten
Schmerzcharakter
Lokalisation
Begleitsymptome
Dauer
Besonderheiten

Spannungskopfschmerzen

dumpf, drückend

beidseitig, Stirn, Schläfen

leichte Nackenschmerzen, keine Übelkeit

Stunden - Tage

"Band um den Kopf"

Migräne

pulsierend, pochend

meist einseitig

Übelkeit, Licht/ Lärmempfindlichkeit, ggf. Aura

4- 72 Std. 

Verstärkung bei bewegung; Aura: Sehstörung 

Cluster-Kopfschmerzen

stechend, bohrend 

einseitig, meist Auge/Sehschärfe

Tränenfluss, Nasenlaufen, Unruhe 

15 Min - 3 Std (Attacken)

Tritt in Serien, gleiche Uhrzeiten

Stechende Kopfschmerzen/Neuralgien

blitzartig, einschießend

punktuell (z.B. Gesicht) 

meist keine, evtl. durch Berührung/Kauen ausgelöst

Sekunden

sehr intensiv, Auslöser klar

Sekundäre Kopfschmerzen

variabel

unterschiedlich

Fieber, Nackensteifigkeit, andere Krankheitssymptome

variabel

Hinweis auf Grunderkrankung, Warnzeichen

Hinweis
Worin unterscheiden sich wiederkehrende Kopfschmerzen von akuten Attacken?

Akute Kopfschmerzen sind meist harmlos und verschwinden rasch. Wenn sie aber immer wiederkehren, unterschiedlich stark sind oder die Lebensqualität länger beeinträchtigen, ist eine ärztliche Klärung ratsam.

Ursachen & Auslöser: von Stress bis Genetik

Kopfschmerzen entstehen, wenn schmerzempfindliche Strukturen (Blutgefäße, Hirnhäute, Nerven) gereizt werden. Die Ursachen für Kopfweh sind so vielfältig wie das Leben selbst. Nicht jeder Kopfschmerz bedeutet Stress – genetische Faktoren und andere Krankheiten spielen oft eine größere Rolle als viele denken.

 

Häufige Auslöser:

  • Stress: aktiviert die Schmerzverarbeitung im Gehirn
  • Schlafmangel oder Schlafüberschuss: führen zu noch empfindlicheren Nerven und Muskelverspannungen
  • Flüssigkeitsmangel: Schon ein Verlust weniger Prozent Körperwasser kann Kopfschmerzen auslösen (Studienlage: DMKG, 2022).
  • Psychische Belastungen: Prüfungsangst, Trauer oder Überforderung als Trigger
  • Ernährungsgewohnheiten:  z. B. Auslassen von Mahlzeiten, Alkohol („Kater-Kopfschmerzen“), bestimmte Lebensmittel (Käse, Schokolade, Rotwein bei Migräne)
  • Hormonelle Schwankungen: besonders bei Frauen vor oder während der Periode, in den Wechseljahren oder bei hormonellen Kontrazeptiva
  • Wetterumschwünge, Reisen, schlechte Raumluft
  • genetische Veranlagung
  • Krankheiten (Fieber, Infekte, Kopfverletzung, Bluthochdruck)
Unser Tipp
Kopfschmerztagebuch

Wer regelmäßig Kopfschmerzen hat, sollte in einem Tagebuch/Pappkarten/Smartphone-App festhalten, wann die Schmerzen auftreten (Datum + Uhrzeit), Art und Stärke, Begleitsymptome, vermutete Auslöser, eingenommene Medikamente, Schlaf, Flüssigkeitsaufnahme, Stresslevel, körperliche Verfassung (Zyklus?). Das hilft, Muster zu erkennen, und erleichtert die Diagnose.

Diagnose: Wie kommt man der Ursache auf die Spur?

Die Diagnose ist ein Zusammenspiel aus sorgfältiger Eigenbeobachtung und ärztlicher Expertise. Ein strukturiertes Vorgehen hilft, gefährliche Ursachen auszuschließen, die richtige Kopfschmerzform zu erkennen und eine gezielte, wirksame Behandlung einzuleiten. Bei Unsicherheit, ungewöhnlichen Symptomen oder Verschlechterung der Kopfschmerzen sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
Bei der ärztlichen Abklärung steht zunächst ein ausführliches Gespräch im Mittelpunkt. Der Arzt oder die Ärztin erfragen Beginn, Häufigkeit, Dauer, Schmerzcharakter (z. B. dumpf, stechend, pochend), Lokalisation und mögliche Auslöser wie Stress, Schlafmangel oder bestimmte Nahrungsmittel. Auch Begleitsymptome wie Übelkeit, Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen oder Fieber sowie eine familiäre Vorbelastung werden berücksichtigt.
Dann folgt eine körperliche und neurologische Untersuchung: Kontrolle von Blutdruck, Puls, Beweglichkeit des Nackens, Reflexen und Sensibilität. Bei Warnzeichen wie plötzlichem, sehr starkem Kopfschmerz, neurologischen Ausfällen oder Schmerzen nach einem Unfall werden weiterführende Untersuchungen wie MRT, CT oder Bluttests veranlasst. Ziel ist es, zwischen primären (wie Migräne oder Spannungskopfschmerz) und sekundären Kopfschmerzerkrankungen (z. B. Infektionen, Bluthochdruck, Verletzungen) zu unterscheiden, gefährliche Ursachen und andere Krankheiten auszuschließen und eine passende Behandlung zu finden.

Checkliste
Kopfschmerzen: Wann zum Arzt?

Red Flags für sofortige ärztliche Vorstellung 

  • plötzlicher stärkster Kopfschmerz (sog. „Donnerschlagkopfschmerz“)
  • nach Verletzung
  • Fieber, Nackensteifigkeit, neurologische Ausfälle
  • wiederkehrende Kopfschmerzen mit sich änderndem Charakter
  • sehr lange Dauer oder keine Reaktion auf einfache Therapie
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Behandlung: Medikamente, Hausmittel, Schmerztherapie

Schmerzmittel & Medikamente

Ibuprofen, Paracetamol oder ASS sind oft die erste Wahl – für akute Schmerzen und (nach ärztl. Empfehlung) auch Migräne. Kopfschmerzmedikamente nie häufiger als an zehn Tagen pro Monat einnehmen – sonst drohen medikamenteninduzierte Kopfschmerzen (sekundärer Kopfschmerz!). Bei Migräne sind Triptane und neuerdings CGRP-Antikörper laut S3-Leitlinie Mittel der Wahl bei schweren, häufigen Fällen. Schmerzmittel „zur Prophylaxe“ sind dagegen riskant und laut Leitlinie ausdrücklich nicht empfohlen.

 

 

Factbox Medikamente:

  • Niemals verschiedene Schmerzmittel gleichzeitig nehmen.
  • Opiate sind laut Leitlinie KEINE Option bei normalen Kopfschmerzen.
  • Prophylaktika (Betablocker, Topiramat, Amitriptylin) bei chronischen Kopfschmerzformen nach ärztlichem Plan
  • Tablette nicht erst dann nehmen, wenn der Schmerz unerträglich ist, sondern früher – nach ärztlicher Absprache – und nur, wenn alle nichtmedikamentösen Maßnahmen ausgeschöpft sind.

Hausmittel, Alltagstipps & Lifehacks
Praktisch & günstig:

  • viel Wasser trinken, regelmäßige Pausen an der frischen Luft
  • kühle Kompresse auf Stirn und/oder Nacken
  • Entspannungsübungen: Autogenes Training, Yoga, Meditation
  • Wärmekissen bei Muskelverspannung
  • Pfefferminzöl äußerlich auf die Schläfen reiben

Schmerztherapie – Ganzheitliche Hilfe bei chronischen Kopfschmerzen

Bei chronischen oder besonders schweren Kopfschmerzen wie Migräne, Cluster-Kopfschmerzen oder häufigen Spannungskopfschmerzen reicht die klassische Behandlung oft nicht aus. In solchen Fällen ist eine spezialisierte Schmerztherapie sinnvoll. Diese umfasst medizinische, physiotherapeutische und psychologische Maßnahmen, die gemeinsam darauf abzielen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.


Tipp: Spezialisierte Schmerzambulanzen und die Deutsche Schmerzgesellschaft bieten Beratung und Adressen für Betroffene an.

Weitere Therapieformen

CGRP-Antikörper: CGRP steht für Calcitonin Gene-Related Peptide. Das ist ein körpereigenes Eiweiß (Neuropeptid), das im Nervensystem vorkommt.


Biofeedback:
 Durch Rückmeldung von Körpervorgängen (z. B. Muskelanspannung, Atmung) lernt Patient, Entspannungsmechanismen gezielt zu steuern. Studien zeigen Wirkung besonders bei Migräne und Spannungskopfschmerz.


Verhaltenstherapie: Besonders bei chronischen, stressassoziierten Kopfschmerzen sinnvoll. Ziel: Besserer Umgang mit Triggern, frühzeitiges Erkennen persönlicher Warnzeichen.


Physiotherapie: Bei muskulär bedingten oder durch Haltung ausgelösten Kopfschmerzen.


Akupunktur: Bei chronischen Spannungskopfschmerzen und Migräne (als ergänzende Methode).


Invasive Verfahren (bei schweren Fällen): Nervenblockaden, Botulinumtoxin (Botox), Neuromodulation; Anwendung: Bei chronischer Migräne, Cluster-Kopfschmerz, Neuralgien, wenn andere Therapien nicht helfen.

Unser Tipp
Digitale Unterstützung bei Schmerzen: App medicalmotion

medicalmotion ist eine individuelle, digitale Schmerztherapie. Die App kombiniert künstliche Intelligenz mit Physiotherapie, Achtsamkeit, Atemübungen und Wissensvermittlung zu einem ganzheitlichen Ansatz. Mit den Bewegungsübungen von medicalmotion können Schmerzen effektiv und umfassend gelindert werden.

Vorbeugung, Alltag & Prävention

Auslöser erkennen und vermeiden

Ein wichtiger Schritt in der Kopfschmerzen Behandlung ist es, die persönlichen Auslöser zu identifizieren. Häufige Trigger sind:

  • Stress und psychische Belastung
  • Schlafmangel oder unregelmäßiger Schlaf
  • Flüssigkeitsmangel
  • übermäßiger Koffein- oder Alkoholkonsum
  • hormonelle Schwankungen (z. B. Periode)
  • Wetterumschwünge
  • andere Krankheiten

Lebensstil und Ernährung

  • Ernährung: regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten; keine längeren Fastenperioden
  • Bewegung: mindestens 30 Minuten moderate Aktivitäten am Tag (Radfahren, Spaziergänge); Sport fördert die Durchblutung und baut Stress ab
  • ergonomischer Arbeitsplatz: korrekte Haltung am Schreibtisch
  • Entspannung und Stressmanagement: Techniken wie autogenes Training oder Meditation 
  • Pausen: nicht zu lange am Computer sitzen, regelmäßige Erholung fördern
  • Schlaf: feste Zeiten, genügend Stunden (sieben bis acht Stunden pro Nacht), kein Übermaß

Praxis-Tipp:

Bereits kleine Anpassungen – wie das Mitführen einer Wasserflasche, regelmäßige Pausen im Homeoffice oder kurze Spaziergänge – zeigen oft schnell Wirkung.

Checkliste

Entspannungstechniken bei Kopfschmerzen

Hier sind einige bewährte Beispiele für Entspannungstechniken, die sich bei Kopfschmerzen – besonders vom Spannungstyp und Migräne – als hilfreich erwiesen haben.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Durch bewusstes Anspannen und anschließendes Entspannen einzelner Muskelgruppen wird die gesamte Muskulatur gelockert und Stress abgebaut.
Wie funktionierts? Fäuste ballen, Spannung für fünf bis sieben Sekunden halten, dann loslassen und die Entspannung spüren. Alle Muskelgruppen (Arme, Schultern, Gesicht, Beine) nacheinander durchgehen.

Atemübungen: Tiefe, langsame Bauchatmung beruhigt das Nervensystem und kann akute Anspannung lösen.
Wie funktionierts? Langsam durch die Nase einatmen (Bauch hebt sich), kurz halten, langsam durch den Mund ausatmen. Mehrmals wiederholen.

 

Autogenes Training: Eine Form der Selbsthypnose, bei der durch bestimmte Formeln („Mein Arm ist ganz schwer und warm“) ein Zustand tiefer Entspannung erreicht wird.

Meditation und Achtsamkeit: Regelmäßige Meditation oder Achtsamkeitsübungen helfen, Stress zu reduzieren und die Wahrnehmung von Schmerz zu verändern.
Wie funktionierts? Sich für einige Minuten auf den eigenen Atem oder auf einen bestimmten Körperbereich konzentrieren und Gedanken vorbeiziehen lassen.

Yoga und sanftes Stretching: Sanfte Yoga-Übungen oder Dehnungen für Nacken, Schultern und Rücken können Verspannungen lösen und vorbeugend gegen Kopfschmerzen wirken.

Tipp: Schon wenige Minuten täglich helfen, Kopfschmerzen vorzubeugen oder zu lindern. Viele Krankenkassen bieten Kurse für Entspannungstechniken an, die bei chronischen Kopfschmerzen sogar erstattet werden.

Unser Tipp
Hilft Sport gegen Kopfschmerzen?

Moderater Ausdauersport (Joggen, Schwimmen, Radfahren) kann laut Studien das Risiko für Spannungskopfschmerzen und Migräneanfälle deutlich senken. Überanstrengung sollte jedoch vermieden werden; diese kann als Auslöser wirken.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie kann ich Kopfschmerzen vorbeugen?

Persönliche Auslöser kennen, regelmäßiger Schlaf, Stress herunterfahren, ausreichend Wasser trinken und bei Bedarf gezielt Entspannungstechniken nutzen.

 

Sind alle Kopfschmerzen gefährlich?
Nein, aber plötzlich neue, sehr starke oder andersartige Kopfschmerzen, sowie solche nach Verletzung oder mit neurologischen Ausfällen, brauchen sofort ärztliche Abklärung.

 

Wie lange dauern Kopfschmerzen?
Je nach Art von Sekunden (stechende Kopfschmerzen/Neuralgien) bis Stunden oder Tagen (Migräne, Cluster).

 

Können Kopfschmerzen „geheilt“ werden?
Viele Kopfschmerzen Arten sind mit Lebensstil und Therapie so gut kontrollierbar, dass sie kaum noch auftreten (Spannungskopfschmerz, „sekundäre“ Kopfschmerzen Formen). Migräne und Cluster bleiben oft lebenslang, lassen sich aber mittlerweile gut reduzieren.

 

Was bringt ein Kopfschmerztagebuch?
Es hilft, Muster/Auslöser zu erkennen, verbessert die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten deutlich und zeigt oft schneller Therapieerfolge.

Kopfschmerzen bei Kindern

Mehr als 80 Prozent der Jugendlichen und 50 Prozent der Grundschulkinder berichten über Kopfschmerzen. Mädchen ab der Pubertät (Menstruationseinfluss) sind häufiger betroffen. Die jüngsten Forschungen belegen Zusammenhänge zwischen Bewegung, Schlaf, Ernährung, emotionaler und sozialer Stress („Schulkopfschmerz“) und Medienkonsum. Kindliche Migräne äußert sich öfter beidseitig, mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Verhaltensänderungen („Kind wirkt abwesend“).

 

Alltagstipps für Eltern

  • feste Tagesstruktur
  • ausreichend Wasser trinken
  • Bewegung (vielleicht sogar gemeinsam sportlich aktiv werden?)
  • abends „Handyfreie Zeit“ einführen
  • feste Schlafrituale
  • Pausen (Wie wäre es mit einem Spaziergang?)
  • soziale Unterstützung und das Ernstnehmen von Klagen
  • ergonomischer Arbeitsplatz
  • gesunde Ernährung ohne große Fastenpausen

Wann zum Arzt?
Eltern sollten die Kopfschmerzen immer ernst nehmen und nie als „Ausrede“ abtun. Starke, stechende Kopfschmerzen, über Tage anhaltendes Kopfweh, Kopfschmerzen nach Sturz, mit Fieber oder neurologischen Auffälligkeiten: In diesen Fällen rasch ärztlich vorstellen!
Die Deutsche Schmerzgesellschaft empfiehlt allen Familien, bei wiederkehrender Kopfschmerzen Dauer oder starker Ausprägung ein Kopfschmerztagebuch zu führen.

 

Neue Trends
Schulscreenings, enge Zusammenarbeit zwischen Kinderärzten, Schulen und Eltern sowie kindgerechte Apps zur Erfassung und Mustererkennung sind auf dem Vormarsch. Präventionsprogramme („Kopfschmerzklasse“) mit Bewegung, Stressmanagement und Ernährung zeigen in Studien nachhaltigen Erfolg.

Erfahrungsbericht
👦 Paul, 11 Jahre

Wenn Paul zu lange Computer spielt oder nachmittags keine Pause macht, bekommt er fast immer Kopfschmerzen. Erst das Führen eines Kopfschmerztagebuchs und ein gemeinsamer Plan für mehr Trinken und Bewegung haben geholfen, die Anfälle so zu reduzieren, dass Paul wieder gern zur Schule geht.

Heilung von Kopfschmerzen – realistisch, wünschenswert, möglich?

Die Forschung zeigt, dass viele Menschen mit gelegentlichen Spannungskopfschmerzen durch Lebensstiländerungen (Stressmanagement, Bewegung, Schlaf ) tatsächlich langfristig beschwerdefrei werden. Studien belegen, dass nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Entspannungsverfahren, Physiotherapie und Verhaltenstherapie sehr wirksam sind. Hier ist eine „Heilung“ im Sinne von dauerhafter Beschwerdefreiheit durchaus möglich – allerdings nur, solange die Auslöser kontrolliert werden. Bei Migräne ist die Forschung deutlich weiter als noch vor zehn Jahren. Es gibt neue Medikamente (z. B. CGRP-Antikörper*), die gezielt in die Entstehung der Migräne eingreifen und Attacken deutlich reduzieren. Dennoch gilt Migräne weiterhin als chronische Erkrankung, bei der eine vollständige Heilung nach aktuellem Stand der Wissenschaft selten ist. Ziel der modernen Therapie ist die bestmögliche Kontrolle der Attacken und eine Steigerung der Lebensqualität. Interessant: Es gibt Hinweise, dass Migräne im Laufe des Lebens (z. B. nach den Wechseljahren) bei manchen Menschen von selbst verschwindet – die Kopfschmerzen Gründe dafür sind noch nicht abschließend erforscht.
Auch bei Cluster-Kopfschmerzen und Neuralgien liegt der Fokus der Forschung auf der Linderung und Kontrolle der Beschwerden. Neue Ansätze wie die tiefe Hirnstimulation, monoklonale Antikörper oder innovative Medikamente werden getestet, aber eine „Heilung“ im klassischen Sinne ist bislang nicht möglich. Die Forschung arbeitet intensiv an besseren Therapien gegen Kopfschmerzen, aber die Gründe sind komplex und noch nicht vollständig verstanden.Liegt bei den sekundären Kopfschmerzen eine klare Ursache vor (z. B. Infektion, Bluthochdruck, Sehfehler), kann die Behandlung der Grunderkrankung tatsächlich zu einer vollständigen Heilung führen. Hier ist die Forschung vor allem auf bessere Diagnostik und Prävention ausgerichtet.

Weltweit wird intensiv an den Gründen und neuen Behandlungsmöglichkeiten für Kopfschmerzen geforscht. Die Entwicklung der CGRP-Antikörper bei Migräne ist ein Beispiel für einen echten Durchbruch der letzten Jahre. Auch die Rolle von Genetik, Umweltfaktoren, Hormonen und dem Mikrobiom wird untersucht. In internationalen Studien werden neue Medikamente, nicht-medikamentöse Verfahren (z. B. Neurostimulation**), Biofeedback*** und digitale Therapien (Apps, Telemedizin) getestet.

 

Wichtige Forschungsfelder:

  • genetische Ursachen und individuelle Risikofaktoren
  • neue Wirkstoffe und Antikörpertherapien
  • Lebensstilinterventionen und Prävention
  • personalisierte Medizin (Therapie nach individuellen Merkmalen)
  • Einfluss von Ernährung, Darmflora und Umwelt

* CGRP steht für Calcitonin Gene-Related Peptide. Das ist ein körpereigenes Eiweiß (Neuropeptid), das im Nervensystem vorkommt.

 

**Neurostimulation ist eine medizinische Therapie, bei der gezielt elektrische Impulse auf bestimmte Nerven oder Hirnareale angewendet werden, um die Schmerzwahrnehmung – zum Beispiel bei chronischen Kopfschmerzen – zu beeinflussen und zu lindern.

 

***Biofeedback ist eine Methode, bei der Körperfunktionen wie Muskelspannung, Herzschlag oder Hauttemperatur mithilfe technischer Geräte sichtbar gemacht werden, sodass Patienten lernen, diese gezielt zu beeinflussen und dadurch Beschwerden wie Kopfschmerzen zu lindern.

Checkliste

Handlungsplan in sieben Schritten

Nur Kopfschmerzen? Manchmal steckt doch mehr dahinter… 

  • Symptome kennen und dokumentieren
  • Kopfschmerztagebuch (App oder Papier) führen
  • Auslöser analysieren & gezielt reduzieren.
  • ärztliche Diagnose bei Warnzeichen und wiederkehrenden Beschwerden
  • Behandlung (Medikamente, Hausmittel, Therapien) gemeinsam mit Arzt oder Ärztin abstimmen
  • Präventionsmaßnahmen in Alltag integrieren
  • Lebensfreude und Mut nicht verlieren – die meisten Kopfschmerz-Erkrankungen werden heute viel besser behandelt als früher!

Stand: September 2025

Das Wort zum Schluss

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