Technik
Phishing Mails erkennen: Merkmale, Beispiele & Schutz-Tipps
Phishing Mails erkennen: Wie schütze ich mich vor Betrug per E-Mail, SMS und Co. Praktische Tipps, Beispiele und Tools für mehr Sicherheit im Alltag.
Phishing ist längst mehr als nur eine gefälschte E-Mail im Posteingang. Cyberkriminelle werden immer kreativer und nutzen zahlreiche Wege, um an unsere Daten zu gelangen – von täuschend echten SMS über Social-Media-Nachrichten bis hin zu gefälschten Webseiten und Anrufen.
Was sind Phishing Mails, woran erkenne ich sie und wie funktionieren sie?
Phishing Mails sind betrügerische E-Mails, die darauf abzielen, persönliche Informationen wie Passwörter, Zugangsdaten oder Bankdaten zu stehlen. Die Betrüger geben sich oft als vertrauenswürdige Unternehmen, Banken, Kollegen oder als Familienmitglied in einer Notsituation aus, um das Vertrauen der Empfänger und leider auch ihr Geld zu gewinnen. Ziel ist es, dass der Nutzer auf einen Link klickt, eine gefälschte Website besucht oder einen Anhang öffnet, um sensible Daten preiszugeben. Der Begriff „Phishing“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „Angeln“. Die Betrüger „fischen“ nach Informationen, indem sie gefälschte Nachrichten verschicken und hoffen, dass jemand anbeißt. Eng verbunden sind die beiden Begriffe Botnet Phishing und Harvest Phishing. Botnet Phishing ist eine spezielle Form, bei der ein Netzwerk aus infizierten Computern (Botnet) genutzt wird, um massenhaft Phishing-Mails zu versenden. Ziel ist es, möglichst viele Nutzer gleichzeitig zu erreichen und die Erfolgschancen zu erhöhen. Beim Harvester Phishing oder E-Mail-Harvesting werden gezielt E-Mail-Adressen gesammelt („to harvest“ = ernten), um diese später für personalisierte Angriffe zu nutzen. Die Betrüger durchsuchen das Internet nach öffentlich zugänglichen Adressen und setzen diese gezielt ein.
Phishing ist ein weitverbreitetes Problem, das längst nicht mehr nur auf Privatpersonen abzielt. Unternehmen, Behörden und Organisationen aller Größenordnungen sind im Visier von Cyberkriminellen. Angriffe können gravierende Folgen haben – von finanziellen Schäden über Datenverlust bis hin zu Störungen des Geschäftsbetriebs. Deshalb ist es für alle gesellschaftlichen Gruppen wichtig, Betrugsversuche frühzeitig zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Typische Merkmale: So erkenne ich Phishing Mails
Es gibt bestimmte Warnsignale, um Phishing Mails zu erkennen. Die wichtigsten Merkmale sind:
Auffälliger Absender und unpersönliche Anrede: Die E-Mails stammen häufig von gefälschten oder unbekannten Absendern. Immer sorgfältig auf die E-Mail-Adresse achten – schon kleinste Buchstabendreher oder ungewöhnliche Domains (z. B. „micros0ft.com“ statt „microsoft.com“) sind ein möglicher Hinweis auf Betrug.
Dringlichkeit und Drohungen: Betrüger setzen oft auf Zeitdruck, um eine schnelle Reaktion zu erzwingen: Sätze wie „Ihr Konto wird gesperrt, wenn Sie nicht sofort handeln!“ sollen verunsichern und dazu bewegen, unüberlegt auf Links oder Anhänge zu klicken.
Verdächtige Links und Anhänge: Die E-Mails enthalten häufig Links, die auf gefälschte Websites führen. Deshalb immer die Zieladresse kontrollieren, indem man mit der Maus über den Link fährt, ohne diesen anzuklicken – so zeigt sich, wohin der Link tatsächlich führt. Besonders vorsichtig mit Anhängen von unbekannten Absendern sein; diese können Schadsoftware enthalten.
Grammatik- und Rechtschreibfehler: Viele Mails weisen auffällige Grammatik- oder Rechtschreibfehler auf. Auf fehlerhafte Formulierungen achten – seriöse Unternehmen legen großen Wert auf korrekte Sprache und Grammatik, Fehler sind ein deutliches Warnsignal.
Ungewöhnliche Anfragen: Erhalte ich eine Mail, in der ich aufgefordert werden, persönliche Daten, Passwörter oder Bankinformationen per E-Mail zu übermitteln? Solche Anfragen sind ein klares Alarmsignal: Seriöse Unternehmen würden niemals sensible Informationen auf diesem Weg abfragen.
Beispiel: „Sehr geehrter Nutzer, Ihr Konto wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Bitte klicken Sie auf den folgenden Link, um Ihre Zugangsdaten zu bestätigen: [gefälschte Website]“
Heutzutage werden Inhalte von Phishing-Mails mithilfe von KI erstellt. Dadurch treten immer weniger Übersetzungs-, Grammatik- oder Rechtschreibfehler auf. Auch bei seriös formulierten Mails sollte man eine gesunde Skepsis an den Tag legen. Mails sollten immer auf alle hier aufgeführten Warnsignale überprüft werden.
Phishing erkennen: Praktische Tipps und Tools
E-Mail-Header und Absender prüfen: Den vollständigen E-Mail-Header ansehen, um echte Absender und verdächtige Domains zu entlarven (z.B. „micros0ft.com“). In Outlook: Rechtsklick → Nachrichtenoptionen; in Gmail: Drei-Punkte-Menü → Original anzeigen.
Links und Zieladressen überprüfen: Mit der Maus über Links fahren (nicht klicken), um die echte Adresse zu erkennen. Gefälschte Seiten ähneln oft dem Original. Tipp: Phishing-Radar Verbraucherzentrale, Netcraft Extension, PhishTank SiteChecker.
Anhänge niemals unbedacht öffnen: Anhänge von Unbekannten, besonders mit Endungen wie .exe, .zip, .docm, .xlsm, nicht öffnen – sie könnten Schadsoftware enthalten. Tools: Virenscanner (z. B. Windows Defender, Kaspersky, Bitdefender, Avira), VirusTotal.
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktivieren: Überall, wo möglich (E-Mail, Banking, Cloud), 2FA nutzen (z. B. mit Google Authenticator, Microsoft Authenticator, Authy, Bank-TAN-App).
Spamfilter und Sicherheitssoftware nutzen: Spamfilter aktivieren und Sicherheitssoftware aktuell halten (z. B. G DATA, Norton, Sophos). Anbieter wie Gmail, Outlook, GMX filtern viele Phishing-Mails automatisch aus. Sollte doch mal eine Phishing-Mail im normalen Posteingang landen, diese nicht in den Papierkorb, sondern in den SPAM-Ordner verschieben. Auf diese Weise wird der Spamfilter trainiert.
Simulationen und Schulungen: In Unternehmen regelmäßig Phishing-Simulationen und Schulungen nutzen (z. B. SoSafe, KnowBe4, Phished, Tests der Verbraucherzentrale), um Angriffsszenarien zu erkennen.
Verdächtige E-Mails melden: Verdächtige Nachrichten über „Phishing melden“ (z. B. in Outlook, Gmail) oder direkt an die IT/Verbraucherzentrale schicken. Phishing-Radar gibt aktuelle Warnungen aus.
Passwortmanager verwenden: Für jede Website ein eigenes, starkes Passwort nutzen – Passwortmanager wie Bitwarden, 1Password, LastPass, KeePass helfen beim sicheren Verwalten.
Regelmäßige Updates und Backups: Betriebssystem, Programme und Apps immer aktuell halten und regelmäßig Backups erstellen (z. B. mit Windows-Backup, macOS-Backup, Acronis, Veeam).
Anti-Betrugs-Assistenten und Cyberversicherung: Cyberversicherungen bieten oft Assistance-Tools, prüfen verdächtige Meldungen und helfen im Schadensfall bei Datenwiederherstellung und Sperrungen. Mit der Versicherung klären, welche Leistungen enthalten sind.
Starker Schutz vor Phishing, Datenklau und Online-Betrug
Was tun bei Verdacht? Melden, schützen, vorbeugen
Kein Grund nervös zu werden, noch ist nichts passiert! Und dennoch: Wenn ich eine verdächtige Mail erhalten, ist schnelles und richtiges Handeln gefragt. Verdächtige E-Mails kann man an die Verbraucherzentrale, an den Anti-Betrugs-Assistenten der Debeka Cyberversicherung (unter der Voraussetzung, dass ein Vertrag besteht 😉) oder dienstlich an die IT-Abteilung weiterleiten. Viele Unternehmen und E-Mail-Anbieter bieten eine spezielle Schaltfläche zum Melden von Phishing an. Microsoft und andere große Anbieter haben eigene Meldewege. E-Mail einfach im Original weiterleiten, ohne Anhänge oder Links zu öffnen. Das hilft, um andere Nutzer zu schützen. Ganz wichtig: Niemals auf verdächtige Links klicken und keine Anhänge öffnen. Besser Nachricht melden oder in den Spam-Ordner schieben. Wer doch versehentlich Daten eingegeben hat, sollte sofort Passwörter ändern und – je nachdem, was noch mit dranhängt – die Bank oder das betroffene Unternehmen informieren.
Credo ist und bleibt, dass man darauf achten soll, niemals sensible Informationen wie Passwörter, Kontodaten (inkl. PIN, TAN etc.) oder persönliche Daten per E-Mail, SMS oder telefonisch weiterzugeben.
Regelmäßige Schulungen und aktuelle Informationen helfen, entsprechende Mails schneller zu erkennen und sich zu schützen. Besonders im privaten Umfeld immer wieder dafür sensibilisieren, dass gerade ältere Menschen nicht einfach irgendwas klicken sollten.
Stand: September 2025