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Kultur

Freiwilligenarbeit – Ruhestand sinnvoll gestalten

Ehrenamt, Granny-Aupair, Senior-Experte, Bundesfreiwilligendienst oder Volunteer – was dahintersteckt

Viele aktive Menschen im Ruhestand möchten etwas Sinnvolles tun, sozial eingebunden sein, ihre Erfahrungen weitergeben – oder etwas Neues ausprobieren. WissensWert zeigt Möglichkeiten für Ehrenamt und Freiwilligenarbeit auf, worauf man achten sollte und wie man dabei sogar die Welt entdecken kann.

In welchen Bereichen wird Freiwilligenarbeit für Senioren angeboten?

Manche Menschen im Ruhestand vermissen die Tagesstruktur, die das Berufsleben mit sich gebracht hat. Oder das Gefühl, gebraucht zu werden. Viele fühlen sich fit und möchten sich für die Allgemeinheit engagieren. Einige Optionen:

  • Freiwilligendienst oder Ehrenamt: Als Freiwilliger (englisch: Volunteer) biete ich meine Arbeitskraft quasi umsonst an. Die Projekte sind vielfältig und reichen von Umweltschutz, Pflege, Sport über Kultur bis zu sozialen Aufgaben sowie Zivil- und Katastrophenschutz. Träger oder Projektleiter können u. a. gemeinnützige Organisationen, Vereine, kommunale oder kirchliche Gemeinden sein.

  • Bei der Kinderbetreuung gibt es das Konzept der Leihoma, das bei Familien ohne Großeltern in der Nähe immer beliebter wird.

  • Die eigene Berufserfahrung weitergeben: Das ist in Deutschland, aber auch im Ausland möglich. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt Fach- und Führungskräfte aus den Bereichen Handwerk, Technik, Handel, Vertrieb, Bildung, Gesundheits- und Sozialwesen, Verwaltung und Wissenschaft dabei, unter anderem in Entwicklungsländern zu helfen. Senior-Experten können ihr berufliches Know-how in kleinen Industrie- und Handwerksbetrieben, Kommunen oder Organisationen weitergeben.
Unser Tipp
Vorteile der Freiwilligenarbeit

Menschen, die Freiwilligenarbeit leisten, bleiben oft körperlich und geistig agil. Sie knüpfen soziale Kontakte, vereinsamen weniger und haben das befriedigende Gefühl zu helfen und nützlich zu sein. Oft bietet sich die Gelegenheit, den eignen Horizont zu erweitern und andere Perspektiven kennenzulernen, manchmal auch neue Kulturen und Länder.

Wie finden Ruheständler das passende Ehrenamt?

Zunächst einmal sollte ich mir über einige Dinge klarwerden: Überlegen, wie lange ich tätig sein möchte: einmalig? Regelmäßig für einige Stunden? Dann könnte ein Verein vor Ort oder die Gemeinde eine Anlaufstelle sein. Bin ich bereit, mich für mehrere Wochen oder ein ganzes Jahr zu verpflichten? Möchte ich in meinem gewohnten Umfeld wirken oder weiter weg? Welche meiner Fähigkeiten möchte ich einsetzen? Wenn diese Voraussetzungen abgesteckt sind, informiere ich mich, wo überhaupt Bedarf besteht. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligen­agenturen vermittelt beispielsweise bundesweit Angebote und persönliche Beratungen in Wohnortnähe.

 

Der Senior Expert Service ist eine staatlich geförderte Entsendeorganisation für Fach- und Führungskräfte in verschiedenen Bereichen. Träger sind Wirtschaftsverbände. Dort kann man sich als Experte registrieren lassen oder ausgeschriebene Projekte finden. Ein Schulprogramm vermittelt Einsätze, mit denen junge Menschen gefördert werden.

 

Ein weiteres staatlich gefördertes Programm ist der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Auf dessen Website sind Einsatzstellen und Platzangebote mit Stellenbeschreibung zu finden.


Hinzu kommen kommerzielle Vermittler von Volunteer-Einsätzen.

Tipp: nicht von Altersgrenzen abschrecken lassen und beim Veranstalter nachhören, wenn man sich fit genug für eine favorisierte Aufgabe fühlt.

Test
Welche Art der freiwilligen Arbeit ist für mich geeignet?
  1. Was motiviert mich, freiwillig zu arbeiten?
    a) Anderen in meiner Gemeinde zu helfen.
    b) Zeit mit Familien im Ausland zu verbringen.
    c) Meine beruflichen Fähigkeiten und Erfahrungen weiterzugeben.
    d) Neue Kulturen kennenzulernen und gleichzeitig zu helfen.
    e) Reisen und einen positiven Beitrag leisten.
    f) In einem strukturierten Programm mit klaren Aufgaben zu arbeiten.

  2. Wie wichtig ist mir die Nähe zu meinem Wohnort?
    a) Sehr wichtig
    b) Nicht so wichtig. Ich bin offen für internationale Erfahrungen.
    c) Nicht wichtig, Ich bin bereit, überall hinzugehen, wo ich gebraucht werde.
    d) Ich möchte gerne Zeit im Ausland verbringen.
    e) Ich möchte reisen und verschiedene Orte besuchen.
    f) Es ist mir egal, solange das Programm gut organisiert ist.

  3. Welche Art von Aufgaben bevorzuge ich?
    a) Lokale Projekte und direkte Hilfe vor Ort.
    b) Unterstützung von Familien im Alltag.
    c) Beratung und Unterstützung von Menschen und Unternehmen.
    d) Aufgaben, die Menschen oder die Natur vor Ort unterstützen.
    e) Kurze Arbeitseinsätze an attraktiven Orten.
    f) Langfristige und strukturierte Aufgaben in einem festen Programm.

  4. Wie flexibel bin ich bei der Dauer?
    a) Das hängt von der Art der Aufgabe ab.
    b) Ich bin bereit, für mehrere Monate oder länger ins Ausland zu gehen.
    c) Ich kann mich für längere Zeiträume verpflichten, wenn es sinnvoll ist.
    d) Ich bin offen für verschiedene Zeiträume.
    e) Ich bevorzuge kürzere Einsätze.
    f) Ich bin bereit, mich für ein Jahr zu verpflichten.

  5. Wie wichtig ist mir die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen?
    a) Nicht so wichtig.
    b) Sehr wichtig, ich möchte ein anderes Land und seine Sprache kennenlernen.
    c) Indem ich meine Erfahrung weitergebe, lerne ich dazu.
    d) Ich bin offen für alles, was kommt.
    e) Ich möchte neue Erfahrungen sammeln und Abenteuer erleben.
    f) Ich möchte in einem strukturierten Umfeld neue Fähigkeiten erlernen.
Auswertung:

mehrheitliche Antworten a) oder b): Ehrenamt vor Ort

hauptsächlich Antwort b): Granny-Au-pair
mehrheitliche Antworten c) und f): Senior-Experte

hauptsächlich Antwort d) und f): Volunteer-Programm

hauptsächlich Antwort e): Voluntourismus

hauptsächlich Antwort f): Bundesfreiwilligendienst

Können Rentner im Ausland als Freiwillige tätig sein?

Ja, denn Freiwillige, die bei verschiedenen Projekten helfen, werden auch im Ausland gesucht. Es gibt immer mehr Angebote für Menschen in Pension oder Ruhestand. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von urlaubsähnlichen kürzeren Aufenthalten mit Arbeitseinsätzen, sogenanntem Voluntourismus, bis zu längerfristigen Volunteer-Programme in der Entwicklungshilfe. Es ist wichtig, sich zu informieren, wie die Lebensumstände am Zielort sind und ob ich damit zurechtkomme.
Wer sein berufliches Fachwissen im Ausland weitergeben möchte, wird vielleicht beim Senior Expert Service (SES) fündig: Backen in Indien, Schweißen in Indonesien, Musizieren mit Jugendlichen im Kongo, Zusammenarbeit mit Weberinnen in Marokko, Koch-Fortbildung in Madagaskar oder Unterrichten in Tansania sind nur einige Projekte. Die Einsätze dauern etwa vier bis sechs Wochen, höchstens ein halbes Jahr.
Gegen Kost und Logis kümmern sich Granny-Au-pairs um die Kinder einer Familie, bei der sie wohnen. Das kann z. B. in Neuseeland sein. Ob Reisekosten übernommen, welche Tätigkeiten genau erwartet werden und wie viel Freizeit vorgesehen ist, hängt von der Gastfamilie ab.

 

Im Rahmen eines Einsatzes kann es sogar beim Bundesfreiwilligendienst mit einer deutschen Organisation ins Ausland gehen, zum Beispiel mit dem Technischen Hilfswerk.

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Lücken schließen – Risiken abdecken

Worauf sollten Senioren bei der Auswahl des Projektes achten?

Zunächst einmal prüfe ich, ob der Anbieter oder Vermittler seriös ist. Wer steckt dahinter? Gibt es geprüfte Erfahrungsberichte? Profitieren die Menschen vor Ort von meinem Einsatz oder nehme ich ihnen damit gar einen Arbeitsplatz weg? Erfordert die Aufgabe bestimmte Fähigkeiten und muss ich sie nachweisen? Bin ich fit genug dafür?


Manchmal gibt es eine Aufwandsentschädigung, Kurse zur Qualifikation, eventuell werden die Kosten für Anreise, Mahlzeiten oder Unterkunft erstattet. Das hängt vom Programm bzw. Projekt-Anbieter oder der Förderung ab. Die genauen Bedingungen sollten im Vorfeld geklärt werden.
Gerade wenn es ins Ausland geht, ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Gibt einen Einführungskurs? Sind Sprachkenntnisse nötig und habe ich die? Habe ich einen seriösen Ansprechpartner vor Ort? Wie sind die Konditionen, wenn etwas nicht so ist wie erwartet?


Wie bin ich abgesichert? Wie wohne ich? Habe ich genügend Freizeit? Wer trägt welche Kosten? Sind sie gerechtfertigt? Und kann ich mir das leisten? Besonders bei hohen Kosten und kurzen Aufenthalten prüfen, ob das Projekt wirkungsvoll und nachhaltig ist. Steht die Arbeit mit Menschen im Mittelpunkt, sind längere Aufenthalte oft sinnvoller.

Bundesfreiwilligendienst

Fast 40.000 Menschen engagieren sich jährlich im Bundesfreiwilligendienst (BFD). Können Rentner Bufdi werden? Tatsächlich ist das möglich. Denn es gibt es beim BFD keine obere Altersgrenze. Dabei handelt es sich um ein staatlich gefördertes Programm, in dem man sich in verschiedenen Bereichen für das Allgemeinwohl einsetzt. In der Regel dauert der BFD ein Jahr, kann aber auch zwischen sechs und 18 Monaten variieren. Einsatzstellen werden angeboten von Wohlfahrtsverbänden, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kinderheimen, Kindertagesstätten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Behindertenhilfe, Erholungsheimen, Mehrgenerationenhäuser, Selbsthilfegruppen, Sportvereinen, Museen, Kultureinrichtungen, Einrichtungen des Zivil- und Katastrophenschutzes, Träger ökologischer Projekte und Kommunen.

Wie sind Rentner während der Freiwilligenarbeit versichert?

Das ist unterschiedlich. Man sollte genau klären, was vom Träger bzw. Projektanbieter abgesichert ist und was nicht – und sich das schriftlich bestätigen lassen. Dann bestehende Lücken mit einer privaten Absicherung schließen.


Privat Krankenversicherte ab 55 Jahren und versicherungsfreie Berufsgruppen wie Beamte können während des Bundesfreiwilligendienstes in der Privaten Krankenversicherung (PKV) bleiben. Für jüngere Versicherungspflichtige ist die gesetzliche Krankenversicherung Pflicht, deren Beiträge die Einsatzstelle zahlt.


Geht es über die Landesgrenze hinaus, sollte ich mich frühzeitig um eine Auslandsreisekrankenversicherung kümmern. Diese ist oft Voraussetzung für die Tätigkeit. Eine normale Auslandsreisekrankenversicherung gilt in der Regel für maximal sechs Wochen (Tipp: z. B. bei der Debeka zehn Wochen). Oftmals gilt die private Krankenversicherung zeitlich uneingeschränkt weltweit. Wichtig ist, dass auch darin gesonderte Leistungen für Auslandsaufenthalte eingeschlossen sind. Das sollte allerdings mit dem Versicherer direkt geklärt werden, wenn der Zweck des Auslandsaufenthalts feststeht.

 

Eine private Haftpflichtversicherung kann Schäden decken, die ich anderen zufüge. Ebenso eine private Unfallversicherung, die viele finanziellen Folgen eines Unfalls auffängt, weltweit und rund um die Uhr gilt. Manchmal trägt der Veranstalter die Kosten für eine Unfallversicherung während des Dienstes, beispielsweise für Teilnehmer des BFD. Die Kosten dafür trägt die Einsatzstelle. Dann prüfen, ob sie auch in der Freizeit gilt.

 

Sinnvoll bei Auslandseinsätzen ist eine Reiserücktritt- und Reiseabbruchversicherung, falls ich die Reise aus gesundheitlichen oder anderen wichtigen Gründen nicht antreten kann. Mit einer Reisegepäckversicherung ist mein Gepäck während der Reise gegen Verlust, Diebstahl oder Beschädigung abgesichert. Ich sollte darauf achten, dass alle Versicherungen die gesamte Dauer des Auslandsaufenthalts einschließen.

Stand: März 2025

Das Wort zum Schluss

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