facebook

Gesundheit

Lehrer-Überlebenshandbuch: Wie man den Schulalltag mit mehr Gelassenheit angeht

Praktische Tipps für den anspruchsvollen und stressigen Lehrerberuf

Titelbild Ratgeber Lehrer

Desinteressierte Schüler, die den Unterricht stören, Konflikte mit Kollegen oder der Schulleitung und die Helikoptereltern, deren Name Programm ist – Ja, so ein Lehreralltag birgt viele Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.

 

WissensWert traf Kristin (33) zum Interview. Sie arbeitet als Lehrerin an einer Grundschule und hat ein paar Tipps zusammengestellt.

Zeitreise: Ich war auch mal Schüler

Vergisst man vielleicht, aber man selbst war ja auch mal Schüler (lang ists her). Da konnte eine Unterrichtsstunde lang werden. 45 Minuten: Man erzählt und erzählt und schaut nur in gelangweilte Gesichter. Genauso wollte ich das nie!!! Macht Platz für den interaktiven Unterricht! Warum nicht mal die Schüler mehr zu Wort kommen und sie den Unterricht gestalten lassen? Das spart Energie, die Kids lernen selbstständiger zu arbeiten und die Initiative zu ergreifen. Sie können an die Tafel schreiben, unterschiedliche themenrelevante Texte vorlesen, Arbeitsergebnisse zusammenfassen und präsentieren oder Arbeitsaufträge wiederholen. Oder der Unterrichtssprenger, der jedes Mal den Unterricht stört: Warum zeigen Schüler dieses Verhalten? Über- oder Unterforderung? Vielleicht gibt es persönliche Hintergründe, die das Verhalten beeinflussen. Ich versuche, die Ursache zu identifizieren und sie zu lösen.

 

Eines muss uns Lehrern immer klar sein: Jeder Schüler hat individuelle Fähigkeiten und Talente. Wir müssen sie erkennen und fördern. Eine vertrauensvolle und respektvolle Beziehung zu den Schülern ist der Schlüssel. Ihnen zuhören, Interesse an ihren Anliegen zu haben und eine offene und klare Kommunikation mit Empathie ist ganz wichtig. Klare Grenzen und Absprache treffen, an die sich alle halten müssen.

Eltern mit ins Boot nehmen

Helikopter- oder Rasenmäher-Eltern: Es entstehen immer wieder neue Gattungen an Elterntypen. Und selbst wenn es anstrengend ist: Unbedingt die Eltern mit ins Boot nehmen und sie nicht als Störfaktor sehen. Wir sind Partner im Bildungsprozess und wollen gemeinsam das Beste für die Schüler. Wie steht es um meine eigenen Einstellungen Eltern gegenüber? Habe ich Vorurteile? Dann sollte ich daran arbeiten, diese zu widerlegen. Vielleicht aus der Warte betrachten, dass sie Fans ihrer eigenen Kinder sind und nur das Beste für sie wollen. Aber wollen wir das nicht alle?

 

Also, offene Kommunikation ist die Devise: Regelmäßig über den schulischen Fortschritt ihrer Kinder informieren und bereit sein, ihre Fragen und Anliegen anzuhören und zu beantworten. Elternabende und Gespräche bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen. Einzelgespräche mit Eltern und vielleicht sogar dem Kind machen Sinn. Wie wäre es mit einer festen Sprechstunde oder Sprechzeiten?

Unser Tipp
Zweite Handynummer zulegen

Ob eine zweite Handynummer per App, einer zweiten Sim-Karte mit verschiedenen Rufnummern oder ein ausrangiertes Smartphone mit Prepaid-Karte – um nicht zu ungünstigen Zeiten privat angerufen zu werden, sollte man sich eine extra Dienstnummer zulegen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid: das Kollegium

Wie möchte ich behandelt werden? Mit Respekt und Empathie. Und genauso sollte ich meine Kollegen (oder generell mein Umfeld) behandeln. Der regelmäßige Austausch ist wertvoll. Mit ihnen teile ich Ideen, Ressourcen und bewährte Praktiken. Wir arbeiten zusammen an gemeinsamen Zielen und Projekten, teilen unsere Vision für die Schule und entwickeln Strategien, diese umzusetzen. Dabei ist es wichtig, dass ich zuverlässig bin und Zusagen einhalte. Vertrauen ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit: Ich schenke Vertrauen und teile persönliche Erfahrungen und Herausforderungen, um eine tiefere Verbindung herzustellen. Und eins darf ich nicht vergessen: Auch wir Lehrer lernen nie aus! Neue Herangehensweisen oder ein anderer Blickwinkel können durchaus hilfreich sein. Und klar, sind wir unterschiedlicher Meinung – das ist ganz normal! Solange es konstruktiv bleibt und wir gemeinsam nach Kompromissen und Lösungen suchen. Natürlich ist nicht immer alles Friede-Freude-Eierkuchen: Und dennoch, Gossip und negative Gespräche gehören nicht ins Kollegium.

Papierchaos organisieren

Wo ist denn der Schreibtisch abgeblieben?! Lehrer haben oft mit zahlreichen organisatorischen Aufgaben zu tun, die zu Papier- und Zettelchaos führen können. Wenn sich also unter dem ganzen Wust nur noch schemenhaft ein Schreibtisch vermuten lässt, ist es allerhöchste Zeit, zu handeln. Wer arbeitet schon gerne im Chaos? Niemand! Aber wie schaffe ich Abhilfe? Indem ich mir einen Tag in der Woche raussuche, an dem ich den Arbeitsplatz aufräume, Papiere sortiere und in entsprechenden Ordnern ablege. Das spart Zeit beim Suchen und der Vorbereitung auf die nächste Unterrichtsstunde.

Checkliste
Wie sortiere ich mein Papierchaos?

So behalte ich den Überblick

1. Alles an einen Ort bringen:

Papierkram liegt oft verstreut – auf dem Schreibtisch, in Schubladen oder sogar auf dem Boden. Für einen besseren Überblick trage ich alle Papiere an einem Ort zusammen.

2. Überkategorien bilden:

Ich notiere Überschriften auf einzelnen Papieren und lege diese auf den Boden oder vor Ablagekörbchen. So kann ich bereits grob sortieren und erkennen, zu welcher Kategorie was gehört. Beispiel für Überkategorien könnten sein: „Wochenpläne“, „Kompetenzraster“, „Elternbriefe“ oder „Klassenarbeiten“.

3. Wichtige Dokumente identifizieren:

Welche Papiere müssen langfristig aufbewahrt werden? Notenlisten und Klassenbücher, Unterrichtsplanungen und Stoffverteilungen oder Dienst- und Arbeitsverträge sollten ordentlich abgeheftet und aufbewahrt werden. Aber auch private Unterlagen wie die Belege für Werbekosten, Dokumente zur Rentenversicherung oder Fortbildungsnachweise sind wichtig und gehören ordentlich abgeheftet.

Feste Arbeitszeiten

Klassisches Vorurteil: Lehrer arbeiten nur vormittags in der Schule. Ach so… Und wer bereitet den Unterricht vor? Tests, Klausuren und Hausaufgaben wollen korrigiert werden und Fort- und Weiterbildungen liegen meist außerhalb der Schulzeit. Hinzu kommen Elterngespräche, Konferenzen, Verwaltungskram und organisatorische Aufgaben. Vieles nimmt so viel Raum ein und geht fließend ineinander über… da verschwimmen manchmal die Grenzen.

 

Sehr hilfreich: feste Arbeitszeiten setzen. Gut, Schule hat feste Zeiten, daran lässt sich nichts ändern. Aber ich kann mit Blick auf die Termine der Woche meine Zeit entsprechend einplanen und mir dementsprechend feste Auszeiten setzen.

 

Genauso hilfreich: räumliche Grenzen setzen, entweder in einem eigenen Büro oder einem bestimmten Bereich, der nur für die Arbeit reserviert ist. Dadurch lassen sich Arbeit und Freizeit besser trennen. Laptop, Unterlagen und Arbeitsmaterialien räume ich außer Sichtweite, wenn ich nicht arbeite. So habe ich es in meiner Freizeit aus den Augen.

Anzeige
Freiheit in der Natur

Gesundheit braucht einen starken Partner

Krankenversicherung

Gemeinschaft ist unsere Stärke. Vertrauen auch Sie auf den größten privaten Krankenversicherer in Deutschland.

Achtsamkeit und Stressbewältigung

Achtsamkeit ist eine wertvolle Methode, um dem oft stressigen Schulalltag zu begegnen. Mit achtsamen Praktiken kann man bewusster und gelassener durch den Berufsalltag gehen. Achtsamkeit bedeutet, den gegenwärtigen Moment bewusst zu erleben, ohne ihn zu bewerten. Es geht darum, mit allen Sinnen im Hier und Jetzt zu sein und negative Situationen anzunehmen. Durch Achtsamkeit können wir Gelassenheit entwickeln, ein besseres Selbstverständnis erlangen und besser auf uns selbst achten.

 

Werden die stressigen Tage allerdings zur Regel, kann dies zu Schlafstörungen, Erschöpfung, Verspannungen, erhöhtem Blutdruck, Magen-Darm-Problemen und sogar Burnout führen. Ist es bereits so weit gekommen, sollte man dringend professionelle Hilfe suchen. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Online-Programmen, die im Umgang mit Stress effektiv unterstützen können. Auch der Hausarzt kann der richtige Ansprechpartner sein, wenn man merkt, dass man alleine nicht mehr aus der Stressspirale rauskommt.

Unser Tipp
Frühzeitig die Handbremse ziehen

Die Debeka Krankenversicherung bietet ihren Krankheitskostenvollversicherten, die unter dauerhaftem Stress leiden, das Programm InBalance an, bei dem die Teilnehmer von geschulten Coaches begleitet werden.

Achtsamkeitsübungen für den Schulalltag

 

Atemübungen:

Bewusst Zeit nehmen und tief ein- und ausatmen. Das kann helfen, den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen.
Körperwahrnehmung: Bewusst in den Körper hineinspüren. Auf Verspannungen achten und diese gezielt versuchen zu lösen.


Achtsames Essen:

Statt zwischen Tür und Angel oder mal schnell auf die Hand langsam und bewusst essen und jeden Bissen genießen.


Pausen nutzen:

Statt in den Pausen schnell mal noch irgendwelche Aufgaben zu erledigen, einfach kurz innehalten, den Gedanken nachgehen und einfach mal bewusst atmen.

Stand: Mai 2024

Das Wort zum Schluss

Mit diesem Ratgeber der Debeka-Redaktion möchten wir unsere Kunden und Leser mit interessanten Inhalten und Ratschlägen bei ganz alltäglichen Fragen unterstützen. Die Inhalte werden nach journalistischen Grundsätzen entwickelt werden von der Debeka kostenlos bereitgestellt. Sie enthalten keine Werbung externer Partner oder anderer Produktanbieter. Insofern Produkte der Debeka empfohlen werden, beachten Sie bitte, dass diese Empfehlung keine individuelle Beratung ersetzen kann. Bei Fragen zu Produkten der Debeka steht Ihnen ein Berater in Ihrer Nähe gern zur Verfügung.