Finanzen
Gender Pay Gap: Warum Frauen noch immer weniger verdienen...
... und was wir dagegen tun können – Ursachen, Auswirkungen und Lösungen
Who run the World?! Girls! Und dennoch erleben wir Frauen, wie der Gender Pay Gap unsere beruflichen Möglichkeiten und finanzielle Sicherheit beeinflusst. Der Gender Pay Gap ist nicht nur eine Zahl, sondern traurige Realität, die viele Frauen täglich spüren. WissensWert beleuchtet das Problem genauer und zeigt Lösungen auf, um die Ungleichheit im Einkommen zu verringern.
Was ist der Gender Pay Gap und wie wird er berechnet?
Der Gender Pay Gap beschreibt den Unterschied im durchschnittlichen Bruttoverdienst von Männern und Frauen. Es gibt zwei Hauptarten von Gender Pay Gaps:
- Unbereinigter Gender Pay Gap: Dieser misst den allgemeinen Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, ohne Unterschiede in Bezug auf Beruf, Branche, Arbeitszeit oder Qualifikation zu berücksichtigen. In Deutschland lag der unbereinigte Gender Pay Gap im Jahr 2024 bei 16 Prozent (2023 : 18 Prozent). Heißt konkret, Frauen verdienten 16 Prozent weniger pro Stunde als Männer.
- Bereinigter Gender Pay Gap: Dieser berücksichtigt Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die vergleichbare Tätigkeiten ausüben und ähnliche Qualifikationen haben. Der bereinigte Gender Pay Gap ist in der Regel geringer als der unbereinigte und lag in Deutschland 2024 bei sechs Prozent (2023 : sechs Prozent).
Die Berechnung des Gender Pay Gaps erfolgt durch das Statistische Bundesamt und basiert auf den Bruttoverdiensten von Männern und Frauen. Dabei werden die Verdienste vor Abzug der Steuern und Sozialabgaben betrachtet.
Welche Faktoren tragen zum Gender Pay Gap bei?
Wenn es doch nur eine einzige Kleinigkeit wäre… aber gerade die Menge machts. Es kommt eins zum anderen … Augen auf bei der Berufswahl: Noch immer existieren Geschlechterstereotype und Rollenbilder, was Frauen und Männer eines Tages werden können. In vielen traditionell besser bezahlten Bereichen (technischen und naturwissenschaftlichen Berufen) sind Frauen oft unterrepräsentiert. Sie entscheiden sich eher für soziale und erzieherische Berufe, die schlechter bezahlt sind. Und noch immer ist es ein Thema, dass Man(n) Frauen weniger zutraut: Frauen sehen sich am Arbeitsplatz oft damit konfrontiert, dass ihre Fähigkeiten und Kompetenzen herabgesetzt werden. Und das zeigt sich in der Bezahlung: Die Einstiegsgehälter sind niedriger und die Aufstiegschancen geringer, auch bei Beförderungen und Gehaltserhöhungen werden Frauen benachteiligt.
Wer bleibt zu Hause nach Geburt des Kindes? Oder wer übernimmt die Pflege eines Angehörigen? Noch immer sind es die Frauen, die beispielsweise Elternzeit in Anspruch nehmen. Oder sie arbeiten in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt. Dies schränkt ihre Karriereentwicklung ein und führt zu Erwerbsunterbrechung. Mit dem Ergebnis: weniger Einkommen und weniger Rente.
In vielen Branchen und Unternehmen fehlen transparente Gehaltsstrukturen, die eine faire Bezahlung sicherstellen. Netzwerke und Mentoring-Programme, die Frauen unterstützen, sind oft weniger zugänglich oder weniger effektiv.
Wie wirkt sich der Gender Gap auf die Renten von Frauen aus?
Der Gender Pay Gap hat erhebliche Auswirkungen auf die Renten von Frauen, was oft als Gender Pension Gap bezeichnet wird.
- Niedrigere Rentenansprüche: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer und zahlen weniger in die Rentenversicherung ein. Dies führt zu niedrigeren Rentenansprüchen im Alter.
- Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit oder unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit für Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen. Diese Phasen der geringeren oder fehlenden Beitragszahlungen wirken sich negativ auf die Höhe der späteren Rente aus.
- Unbezahlte Care-Arbeit: Frauen übernehmen oft den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit, was ihre Möglichkeiten einschränkt, Vollzeit zu arbeiten und höhere Rentenansprüche zu erwerben.
- Soziale Ausgleichselemente: In der gesetzlichen Rentenversicherung gibt es soziale Ausgleichselemente, wie die Anrechnung von Kindererziehungszeiten, die die Rentenansprüche von Frauen verbessern. Diese Maßnahmen verringern den Gender Pension Gap, schließen ihn aber nicht vollständig.
- Regionale Unterschiede: Der Gender Pension Gap variiert regional. In Ostdeutschland ist die Lücke oft geringer, weil Frauen dort häufiger vollzeitnah erwerbstätig waren.
Wie verringere ich meinen Gender Pension Gap?
Welche Maßnahmen kann ich ergreifen, um den Gender Pay Gap zu verringern?
Wissen ist Macht: Ich investiere in meine Bildung. Ich nehme an Fort- und Weiterbildungen teil, um meine Qualifikationen und Fähigkeiten zu erweitern. Außerdem baue ich ein starkes berufliches Netzwerk auf. Netzwerke bieten Zugang zu Mentoren, Karrierechancen und wertvolle Ratschläge.
Leider recht häufig: Frauen verkaufen sich unter Wert. Umso wichtiger ist es, zu lernen, wie ich effektiv Gehaltsverhandlungen führe. Ich informiere mich über branchenübliche Gehälter und bin bereit, meine Leistungen und Qualifikationen selbstbewusst zu präsentieren. Ich übe Gehaltsverhandlungen, um sicherer aufzutreten. Um einen Überblick über Gehaltsstrukturen zu erhalten, nutze ich Plattformen wie Glassdoor oder Gehaltsrechner, um herauszufinden, was in meiner Branche und Position üblich ist. Transparenz hilft mir, realistische Gehaltsvorstellungen zu entwickeln. Wie sieht meine berufliche Planung aus? Ich plane meine berufliche Entwicklung und setze mir konkrete Ziele. Welche Schritte sind notwendig, um diese Ziele zu erreichen? Daran arbeite ich aktiv. Auf dem Weg dahin könnte auch ein Mentor oder Coach hilfreich sein. Ein Mentor bietet wertvolle Einblicke und Unterstützung, während ein Coach helfen kann, die beruflichen Ziele zu erreichen und Hindernisse zu überwinden. Niemals aus den Augen verlieren: die Work-Life-Balance! Mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance bleibe ich langfristig erfolgreich und zufrieden im Beruf. Wie sieht es aus mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und Homeoffice-Möglichkeiten?
Wie beeinflussen kulturelle und gesellschaftliche Normen den Gender Pay Gap?
Kulturelle und gesellschaftliche Normen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung des Gender Pay Gaps. In vielen Kulturen gibt es tief verwurzelte Vorstellungen darüber, welche Berufe und Aufgaben für Männer und Frauen „geeignet“ sind. Diese Stereotype beeinflussen die Berufswahl und führen dazu, dass Frauen häufiger in schlecht bezahlten Berufen arbeiten. Frauen sollen sich um Haushalt und Kinder kümmern, was ihre beruflichen Möglichkeiten einschränkt und zu Teilzeitarbeit oder Erwerbsunterbrechungen führt. Gleichzeitig werden Männer als Hauptverdiener der Familie gesehen. Sie drängen in besser bezahlte Berufe und übernehmen mehr berufliche Verantwortung.
Die Geschlechterstereotype existieren bereits in der Bildung: Schon in der Schule werden Mädchen und Jungen unterschiedlich gefördert und ermutigt, bestimmte Fächer zu wählen. Mädchen interessieren sich seltener für naturwissenschaftliche und technische Fächer. Aktionstage wie beispielsweise der Boys- und Girls-Day bieten Mädchen und Jungen einmal jährlich Einblicke in Berufe, in denen Frauen und Männer unterrepräsentiert sind.
Natürlich spielen Medien und Popkultur eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung und Verbreitung von Geschlechterstereotypen. Wie Männer und Frauen in Filmen, Werbung und sozialen Medien dargestellt werden, verstärkt und beeinflusst, wie Menschen ihre eigenen Rollen und Möglichkeiten sehen.
Stand: April 2025