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Technik

Identitätsdiebstahl im digitalen Zeitalter: Ursachen, Folgen und Schutzmaßnahmen

In einer Welt, die immer stärker vernetzt ist, wird Identitätsdiebstahl zu einer wachsenden Gefahr. Doch wie gelangen Täter an unsere Daten? Welche Folgen hat ein solcher Diebstahl für Betroffene – finanziell, rechtlich und emotional? Und vor allem: Wie können wir uns effektiv im Internet schützen? 

Bildquelle: Adobe Stock

Identitätsdiebstahl im Internet ist ein wachsendes Problem in unserer digitalen Welt. WissensWert hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt, und erklärt in diesem Ratgeber nicht nur die Grundlagen, sondern gibt praktische Tipps, wie man sich schützen kann. Wir beantworten die häufigsten Fragen, die Menschen zu diesem Thema haben, und geben einen Überblick über die rechtlichen Aspekte in Deutschland.

Was ist Identitätsdiebstahl?

Identitätsdiebstahl bezeichnet die unbefugte Nutzung persönlicher Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum oder Bankinformationen, um sich als eine andere Person auszugeben. Die Täter nutzen diese Informationen, um finanzielle Vorteile zu erlangen, Verträge abzuschließen oder sogar Straftaten zu begehen. Oft finden Opfer erst durch Mahnungen heraus, dass ihre Identität missbraucht wurde.

Wie sammeln Täter Daten im Internet?

Täter nutzen verschiedene Methoden, um an persönliche Informationen zu gelangen:

  • Datenlecks: Hackerangriffe auf Unternehmen führen dazu, dass Millionen Datensätze im Darknet verkauft werden. 2025 wurden allein im ersten Halbjahr über 5,2 Millionen deutsche Online-Konten kompromittiert.
  • Social Engineering: Täter manipulieren Menschen, damit diese freiwillig Informationen preisgeben, z. B. durch gefälschte Anrufe oder E-Mails. Ein Beispiel ist der sogenannte „Enkeltrick“, bei dem Betrüger sich als Verwandte ausgeben und um finanzielle Unterstützung bitten.
  • Phishing: Gefälschte E-Mails oder Webseiten, die Passwörter oder Kreditkartendaten abfragen. Ein klassisches Beispiel ist eine angebliche E-Mail von der Bank, die auffordert, Zugangsdaten zu bestätigen.
  • Gefälschte Webseiten und Online-Shops: Täuschend echte Kopien von bekannten Online-Shops oder Bankseiten werden genutzt, um Zahlungsdaten abzugreifen.
  • Smishing und Vishing: Smishing bezieht sich auf Phishing-Angriffe, die über SMS durchgeführt werden. Bei Vishing versuchen Betrüger über einen Anruf, sensible Daten zu erfragen. Ein Beispiel für Smishing ist eine SMS, die behauptet, ein Paket könne nicht zugestellt werden und den Empfänger auffordert, die Daten zu vervollständigen.

Arten von Identitätsdiebstahl

Es gibt verschiedene Arten, die sich in ihrer Vorgehensweise und ihren Zielen unterscheiden:

  • Finanzieller Identitätsdiebstahl: Täter nutzen gestohlene Daten, um Kredite aufzunehmen, Bankkonten zu eröffnen oder Einkäufe zu tätigen.
  • Krimineller Identitätsdiebstahl: Die Identität des Opfers wird verwendet, um Straftaten zu begehen; meist mit gefälschtem Ausweise oder Dokumente, die auf den Namen des Opfers ausgestellt sind.
  • Medizinischer Identitätsdiebstahl: Krankenversicherungsdaten werden verwendet, um medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen oder Versicherungsbetrug zu begehen.
  • Identitätsdiebstahl im Arbeitsumfeld: Nutzung von Mitarbeiterdaten für betrügerische Aktivitäten, z. B. Zugriff auf Unternehmensressourcen.
  • Identitätsdiebstahl bei Kindern: Bankkonten oder Kreditkarten werden im Namen eines Kindes beantragt.
  • Social Media-Identitätsdiebstahl: Kopieren oder Übernehmen von Social-Media-Profilen, um im Namen des Opfers Nachrichten zu verschicken oder Geld zu erbitten.

Folgen von Identitätsdiebstahl

Identitätsdiebstahl ist eine ernsthafte Bedrohung, die weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann:

  • Finanzieller Schaden: Unberechtigte Abbuchungen, Kredite oder Bestellungen, die Opfer bezahlen müssen. Weitere Kosten, um Identität wiederherzustellen und Konten zu sichern. Die Schadenssumme lag 2024 bei rund drei Milliarden Euro.
  • Psychologische und emotionale Folgen: Stress, Angst und Vertrauensverlust in digitale Dienste und andere Menschen.
  • Rechtliche und bürokratische Folgen: Anzeige bei Polizei, Sperrung von Konten, Beantragung neuer Dokumente – die Wiederherstellung der eigenen Identität erfordert umfangreiche bürokratische Maßnahmen. Opfer müssen möglicherweise rechtliche Schritte einleiten, um den Schaden zu begrenzen und ihre Identität wiederherzustellen.
  • Rufschädigung: Wenn Täter die gestohlene Identität für kriminelle Aktivitäten nutzen, kann dies den Ruf des Opfers erheblich schädigen.

FAQ: Häufige Fragen

  • Wer zahlt den Schaden?
    In der Regel haften Händler oder Banken, sofern man nicht grob fahrlässig gehandelt hat und den Vorfall umgehend meldet.
  • Wie erkenne ich Identitätsdiebstahl?
    Unbekannte Abbuchungen, Mahnungen für Bestellungen, die ich nicht getätigt habe, oder Benachrichtigungen über Kontoänderungen sind Warnsignale.
  • Wie kann ich mich schützen?
    Starke Passwörter, Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA), Vorsicht bei E-Mails und regelmäßige Überprüfung meiner Konten sind die wichtigsten Maßnahmen.
  • Was tun bei Social-Media-Identitätsdiebstahl?
    Das betroffene Profil melden, Freunde warnen und Anzeige erstatten.

Schutzmaßnahmen und Prävention

Der Schutz der Identität beginnt bei einem bewussten Umgang mit persönlichen Daten.

  • Starke Passwörter nutzen: Für jedes Konto ein einzigartiges und sicheres Passwort (mindestens zwölf Zeichen, Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen, Sonderzeichen) verwenden. Ein Passwort-Manager hilft, Passwörter sicher zu speichern und zu generieren.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle Konten aktivieren. Dies bietet Schutz, selbst wenn das Passwort gestohlen wurde.
  • Vorsicht bei Phishing-Angriffen: Keine verdächtigen E-Mails oder Links öffnen. Absenderadresse prüfen und auf Rechtschreibfehler achten. Gefälschte Webseiten haben oft kleine Abweichungen in der Adresse (z. B. „g00gle.com“ statt „google.com“). Niemals persönliche Informationen über E-Mails oder SMS preisgeben.
  • Datenschutz-Einstellungen überprüfen: Viele persönliche Informationen sind online öffentlich zugänglich, was es Tätern erleichtert, diese zu missbrauchen. Datenschutz-Einstellungen in sozialen Netzwerken regelmäßig anpassen, um zu kontrollieren, welche Informationen öffentlich sichtbar sind. Keine sensiblen Daten wie Geburtsdatum, Adresse oder Telefonnummer öffentlich teilen.
  • Regelmäßige Überprüfung: Kontoauszüge und Kreditberichte regelmäßig auf unbekannte Transaktionen prüfen. Google Alerts nutzen, um benachrichtigt zu werden, wenn Name oder E-Mail-Adresse online auftaucht.
  • Kreditsperre einrichten: Eine Kreditsperre verhindert, dass Täter in meinem Namen Kredite aufnehmen können. So kann ich beispielweise bei der SCHUFA eine Kreditsperre beantragen. Außerdem überprüfe ich regelmäßig meine Bonitätsauskunft, um unberechtigte Anfragen zu erkennen.
  • Schutz Geräte und Netzwerke: Zuverlässige Antivirensoftware installieren und diese aktuell halten. In öffentlichen WLAN-Netzen ein VPN (Virtual Private Network) nutzen. Betriebssysteme und Apps durch Updates auf dem neuesten Stand halten.
  • Auf dem Laufenden bleiben: Ein besseres Verständnis der Risiken hilft, sich zu schützen. Daher sollte man sich regelmäßig über aktuelle Betrugsmaschen und Sicherheitsmaßnahmen informieren und auch auf Familienmitglieder – besonders Kinder und Senioren – einwirken.
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Unser Tipp

Wachsamkeit: Was man im realen Leben macht – aber online oft vergisst

Wachsamkeit im Internet bedeutet, sich immer wieder zu fragen: Würde ich das im echten Leben auch so machen?


Wenn die Antwort „Nein“ lautet, ist es Zeit, vorsichtiger zu sein – und die eigenen Daten besser zu schützen.

Was tun bei Identitätsdiebstahl?

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass man Opfer wird. In diesem Fall gilt es, schnell zu handeln:

  • Passwörter ändern: Passwörter aller betroffenen Konten, insbesondere für E-Mail, Online-Banking und soziale Netzwerke ändern. Dabei auf starke und einzigartige Passwörter achten.
  • Konten sperren: Betroffene Bankkonten und Kreditkarten direkt sperren lassen, um weiteren Missbrauch zu verhindern.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren: Konto schützen durch eine zusätzliche Sicherheitsebene.
  • Kontakt zu den betroffenen Unternehmen: Banken, Kreditkartenanbieter oder Online-Plattformen direkt informieren, wenn man verdächtige Aktivitäten bemerkt. Viele Unternehmen haben Abteilungen, die sich um Betrugsfälle kümmern. Identitätsdiebstahl bei betroffenen Diensten melden, z. B. sozialen Netzwerken oder Online-Shops.
  • Anzeige erstatten: Hilfe und Unterstützung finden Betroffene bei der Polizei. Alle Beweise, wie z. B. verdächtige E-Mails, Kontoauszüge oder Nachrichten, dokumentieren. Weitere Unterstützung bietet die Verbraucherzentrale.
  • Kreditsperre einrichten: Eine Kreditsperre verhindert, dass Täter Kredite aufnehmen können. Kann beispielsweise bei der SCHUFA beantragt werden.
  • Beweise sichern: E-Mails, Nachrichten, Kontoauszüge usw. dokumentieren.
  • Unterstützung suchen
  • Rechtsberatung einholen: bei Unsicherheiten oder größeren Schäden

Hinweis-Box

Aktuelle Zahlen zu Identitätsdiebstahl in Deutschland
  1. Datenlecks und gehackte Konten:
    Laut Surfshark global Datenleck Analyse wurden im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland bereits über 5,2 Millionen Nutzer-Konten kompromittiert. Allein im ersten Quartal 2025 waren es 3,9 Millionen Konten – das entspricht etwa zehn gehackten Konten pro Minute. Deutschland liegt damit weltweit auf Platz 4 der Länder mit den meisten Datenlecks.
  2. Langfristige Entwicklung:
    Seit 2004 wurden in Deutschland insgesamt rund 624 Millionen Nutzerkonten kompromittiert. Statistisch gesehen war jeder Deutsche bereits etwa siebenmal von einem Datenleck betroffen.
  3. Datenleck-Dichte:
    Im ersten Quartal 2025 lag die Dichte bei 46 geleakten Konten pro 1.000 Einwohner. Besonders betroffen sind E-Mail-Adressen, Passwörter oder persönliche Daten wie Telefonnummern und Adressen.
  4. Cybercrime:
    Laut Bitkom-Umfrage 2025 sind in den vergangenen zwölf Monaten 61 Prozent Opfer von Cyberkriminalität geworden.
  5. Hauptursachen:
    Die häufigsten Ursachen für Identitätsdiebstahl bleiben Phishing, Datenlecks bei Unternehmen, schwache Passwörter und Social Engineering. Besonders Social-Media-Plattformen und Online-Shops sind beliebte Ziele für Angreifer.
  6. Schutzverhalten:
    Der DsiN-Sicherheitsindex 2025 zeigt, dass das Schutzniveau der Bevölkerung weiterhin unter der tatsächlichen Bedrohungslage liegt. Über die Hälfte der Internetnutzenden verfügt über ein zu niedriges Schutzniveau, während die Zahl der Sicherheitsvorfälle einen neuen Höchststand erreicht hat.
  7. Bedrohungslage durch Cyberkriminalität in Deutschland bleibt anhaltend hoch.

Identitätsdiebstahl - Rechtliche Aspekte in Deutschland

Identitätsdiebstahl ist in Deutschland strafbar und fällt unter den Betrugstatbestand (§ 263 StGB). Die Strafen reichen von Geldstrafen bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe. Opfer können zivilrechtliche Ansprüche auf Schadensersatz geltend machen. Cyberversicherungen übernehmen oft Kosten für Rechtsstreitigkeiten und die Wiederherstellung der Identität.

Stand: Oktober 2025

Das Wort zum Schluss

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