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Gesundheit

Phobien und Ängste verstehen und bewältigen

Wie sie entstehen und was man dagegen tun kann

A lonely young woman feels depressed and stressed as she sits on the floor with her head in her hands.

Bei mir ist es die Angst vor Spinnen! Sechs Beine und hektische Bewegungen?! Das ist doch nicht normal!!! Allein schon der Gedanke, dass sie irgendwo herumkrabbeln, lässt mich erschaudern. Sicherlich sind sie viel kleiner als ich – und trotzdem! WissensWert beleuchtet das Thema Ängste und Phobien und gibt Tipps, wie man sie loswerden kann.

Worin unterscheiden sich Angst und Phobie?

Der Unterschied zwischen Angst und Phobie liegt in Art, Dimension und Ursprung des Gefühls. Angst ist eine natürliche und wichtige menschliche Reaktion, die uns vor Gefahren warnt und zum vorsichtigen Handeln anregt. Sie ist in jedem Menschen vorhanden und kann beispielsweise entstehen, wenn wir etwas als potenziell riskant oder gefährlich erkennen.

 

Eine Phobie hingegen ist eine „Angststörung“, die sich auf spezifische Objekte, Situationen oder Aktivitäten bezieht. Sie ist oft mit einer übertriebenen oder irrationalen Furcht verbunden. Bereits der Gedanke an das Objekt oder die Situation lösen intensive Symptome wie Schweißausbruch, Atemnot oder Panik aus. Die Reaktion ist unverhältnismäßig zur tatsächlichen Bedrohung oder Gefahr.


Während normale Angst in den meisten Fällen maßvoll und gerechtfertigt ist, ist die Reaktion auf dieselbe Situation bei einer Phobie irrational, maßlos und kann zu Vermeidungsverhalten führen. Angst ist also ein gesundes Warnsignal, weil sie sich auf reale Fakten bezieht, während eine Phobie eine behandlungsbedürftige Angststörung darstellt, die die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen kann.

Wie entstehen Phobien?

Phobien entstehen durch eine Kombination verschiedener Faktoren, die sowohl psychologischer als auch biologischer Natur sind. Einige Phobien haben ihre Wurzeln in der Evolution und sind das Ergebnis von Verhaltensmustern, die sich über Millionen von Jahren entwickelt haben. Sie können auf erlerntem Verhalten unserer Vorfahren basieren. Viele Menschen haben beispielsweise Angst vor Schlangen, obwohl sie noch nie einer begegnet sind.


Traumatische Ereignisse oder negative Erfahrungen können zu einer Phobie führen. Dies kann durch klassische Konditionierung geschehen, bei der ein ursprünglich neutraler Reiz mit einem angstauslösenden Ereignis verknüpft wird. Jemand, der als Kind von einem Hund gebissen wurde, könnte eine Phobie gegenüber Hunden entwickeln.

 

Manche Phobien entstehen bzw. sind „erlernt“, weil man sie bei anderen Menschen beobachtet hat. Sieht ein Kind beispielsweise, dass seine Eltern panisch auf Spinnen reagieren, könnte es anfälliger für diese Phobie sein. Manchmal entstehen Phobien durch Informationen oder Geschichten, die man über bestimmte Objekte oder Situationen hört. Viele Menschen haben Angst vor einem Flugzeugabsturz und entwickeln eine Phobie gegen das Fliegen.

 

Die Veranlagung, auf bestimmte Reize mit Angst zu reagieren, kann teilweise genetisch bedingt sein. Auch neurobiologische Prozesse im Gehirn spielen eine Rolle bei der Entstehung von Phobien.


Nicht immer gibt es eine offensichtliche Erklärung für die Entstehung einer Phobie. Manchmal spielen Zufall und Fehlkopplungen eine Rolle, bei denen der Auslöser für die Angst nicht mit dem eigentlichen angstauslösenden Ereignis übereinstimmt.

Top 8 Phobien
Es gibt über 400 anerkannte Phobien. Diese sind die häufigsten…
  • Soziale Phobie: Betroffene haben starke Angst in sozialen Situationen im Mittelpunkt zu stehen.

  • Aviophobie: Angst vorm Fliegen

  • Akrophobie: Höhenangst – wobei uns ein gewisses Maß an Respekt vor Höhe angeboren ist. Bei manchen Menschen ist diese Angst so stark ausgeprägt, dass sie Hochhäuser, Brücken oder Aussichtstürme nicht betreten können.

  • Arachnophobie: Angst vor Spinnen

  • Klaustrophobie: Angst vor engen oder geschlossenen Räumen, beispielsweise Aufzüge, überfüllte Bahnen, Umkleiden, Kellerräume oder kleine Zimmer.

  • Agoraphobie: Betroffene haben Angst vor großen und öffentlichen Plätzen und fürchten, in schwierigen Situationen keine Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten zu haben.

  • Dentophobie (auch Dentalphobie oder Zahnbehandlungsphobie): Überdurchschnittlich große Angst vorm Zahnarzt, manche vermeiden jeglichen Zahnarztbesuch und gefährden damit ihre Gesundheit.

  • Hypochondrie: Angst, krank zu sein oder sich zu infizieren. Betroffene interpretieren (reale) körperliche Symptome falsch und suchen wiederholt Ärzte auf, um sich ihrer Gesundheit versichern zu lassen.
     

Müssen Phobien behandelt werden?

Ob Phobien behandelt werden müssen, hängt von Schwere und Einfluss auf das tägliche Leben ab. Ist eine Phobie so stark ausgeprägt, dass sie mein Wohlbefinden, die tägliche Aktivität oder die Lebensqualität einschränkt, ist eine Behandlung ratsam. Ist Angst vor der phobischen Situation oder dem Objekt mein ständiger Begleiter, kann das zu anhaltendem Stress und Angstzuständen führen. Das belastet mich dann nicht nur seelisch, sondern auch körperlich: Herzrasen, Zittern oder Schweißausbrüche können die Folge sein. Für manche Menschen ist das eine so starke Belastung, dass sie nicht mehr rausgehen, um gar nicht mehr in eine solche Situation zu geraten. An meiner Spinnenphobie verdeutlicht: Ginge ich nicht mehr in den Keller oder nach draußen, weil ich sie überall vermuten würde, sollte ich darüber nachdenken, etwas gegen meine Phobie zu unternehmen.

Unser Tipp
Mindu: Online-Beratung bei psychischer Belastung

Es gibt vieles, was unseren Alltag negativ beeinflussen und die Lebensqualität einschränken kann. Gemeinsam mit mindu findet sich der richtige Behandlungsweg bei psychischer Belastung.

Bevölkerungsanteil mit Angststörungen

Insgesamt leiden 25 % aller Menschen mindestens einmal im Leben unter Angststörungen.

Ratgeber Infografik Phobien
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Freiheit in der Natur

Versicherung muss kein Angstgegner sein!

Richtige Absicherung

„Asfaleia“ könnte die Phobie gegen Versicherung sein. Offiziell anerkannt ist der Begriff allerdings nicht. Und gebraucht wird er auch nicht, wenn man den richtigen Partner zur Seite hat.

Können Phobien geheilt werden?

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Seltene Phobien & neue Phobien

Es gibt einige seltene und ungewöhnliche Phobien, wie die Angst vor schönen Frauen (Caligynephobie), die Angst vor Käse (Turophobie) und sogar die Angst, eine Phobie zu entwickeln. Mit der Zeit entstehen auch neue Phobien, wie Nomophobie – die Angst, ohne Mobiltelefon zu sein.

Phobien können behandelt und oft erfolgreich geheilt werden. Die Behandlung hängt von der Art und Schwere der Phobie ab, sowie von der individuellen Situation der betroffenen Person.
Die gängigsten Behandlungsmethoden dabei sind:

  1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Diese Therapieform hilft den Betroffenen, ihre Gedankenmuster zu erkennen und zu ändern, die zur Angst beitragen.

  2. Expositionstherapie: Dabei werden die Betroffenen schrittweise und kotrolliert den angstauslösenden Situationen ausgesetzt, um die Angst zu überwinden.
              
  3. Entspannungstechniken: Methoden wie tiefe Atmung, Meditation oder progressive                Muskelentspannung können helfen, die körperlichen Symptome von Angst zu reduzieren.

Jetzt bin ich kein Spezialist und weiß nicht, was die für mich richtige Methode wäre. Um die passende Therapieform zu finden, recherchiere ich, wer mir helfen könnte, und vereinbare einen Termin. Im Erstgespräch schildere ich meine Ängste und finde gemeinsam mit dem Therapeuten die geeignete Behandlungsmethode. Manchmal bedarf es erst mal einer Probephase, um festzustellen, ob es die richtige Herangehensweise ist. Es ist normal, dass es eine Weile dauert, bis sich Fortschritte zeigen. Wichtig ist, einen Therapeuten zu finden, bei dem ich mich wohl fühle und dem ich vertraue. Darin liegt der Schlüsselfaktor für den Erfolg der Behandlung. Geduld und Engagement sollte ich auf jeden Fall in petto haben.

Unser Tipp
Novego: Digitale Unterstützungsprogramme

Novego ist ein Online-Unterstützungsprogramm, das auf die individuelle Situation und die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Erfahrene Psychologen begleiten durch das Programm, das man von überall und jederzeit starten kann.

Persönlichkeitstest
Habe ich eine Phobie?
  1. Vermeidungsverhalten
    - Vermeide ich regelmäßig bestimmte Orte, Situationen oder Objekte, weil sie mir Angst machen?
    - Verändere ich Routinen oder Pläne, um nicht mit bestimmten Dingen konfroniert zu werden? 

  2. Körperliche Symptome 
    - Bekomme ich körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwitzen oder Zittern, wenn ich mit dem gefürchteten Objekt oder der Situation konfrontiert werde?

  3. Emotionale Reaktionen
    - Fühle ich mich panisch oder extrem ängstlich, wenn ich mit dem gefürchteten Objekt oder der Situation konfrontiert werde, selbst wenn ich weiß, dass keine reale Gefahr besteht?

  4. Gedanken und Überzeugungen
    - Bin ich überzeugt, dass das gefürchtete Objekt oder die Situation mir schaden wird, auch wenn andere Menschen dies nicht so empfindet?

  5. Einfluss auf das tägliche Leben
    - Hat meine Angst einen negativen Einfluss auf mein soziales Leben, meine Arbeit oder meine allgemeine Lebensqualität?

Die meisten Fragen mit „JA“ beantwortet? Dann könnte das ein Hinweis auf vorhandene Phobien sein. Dafür braucht sich niemand zu schämen. Phobien sind behandelbar.

Exkurs: Wie kann ich selbst versuchen, eine Phobie zu behandeln?

Exkurs: Wie kann ich selbst versuchen, eine Phobie zu behandeln?


Statt „schlaue“ Ratschläge zu erteilen, widme ich mich heute meiner eigenen Angst. Wie bereits erwähnt, sind Spinnen mein Angstgegner. Und meine Übung zur Selbstbehandlung ist die Konfrontationstherapie. Ich stelle mich also schrittweise und kontrolliert der angstauslösenden Situation. Ich habe die Kontrolle über die Situation und werde nicht von einer Spinne überrascht….

  1. Identifikation: Was genau ist meine Phobie? Was löst sie aus? Ich versuche sie zu identifizieren und aufzuschreiben.

  2. Informationsbeschaffung: Der erste unangenehme Schritt: Ich recherchiere über den „Feind“. Allein die Bilder lösen in mir schon Unbehagen aus. Aber ich bleibe dran. Und was soll ich sagen? Offenbar sind das recht nützliche und für den Menschen harmlose „Tiere“ . Also gibt es eigentlich keinen Grund, Angst zu haben…

  3. Hierarchie der Angst: Ich erstelle eine Liste mit Situationen, die mit meiner Phobie zusammenhängen, geordnet nach dem Grad der Angst, die sie auslösen. Definitiv Platz 1: Spinne anfassen. HORROR!!!!!!

  4. Entspannungstechniken: Nicht nur für die Phobie, sondern auch für viele stressige Situationen im Alltag empfehlenswert sind Entspannungstechniken wie tiefe Atmung oder Muskelentspannung, um sich zu beruhigen.

  5. Kleine Schritte: Ich beginne mit einer Situation, die die geringste Angst auslöst. In meinem Fall ist es einer Spinne aus sicherer Entfernung zu begegnen. Und ich wende meine Entspannungstechniken an.

  6. Reflexion und Wiederholung: Nach jeder Konfrontation reflektiere ich, wie es gelaufen ist, und wiederholen den Vorgang, bis ich mich in der Situation wohler fühle.

  7. Steigerung: Ich bewege mich langsam die Liste hinauf und stelle mich schwierigeren Situationen. Immer an meiner Seite sind meine Entspannungstechniken.

  8. Selbstbelohnung: Ich belohne mich für jeden Fortschritt, um eine positive Verstärkung zu schaffen.

Ganz wichtig: Geduld! Ich taste mich nach und nach an die Situationen heran. Diese Übung ist ein guter Anfang. Sollte ich jedoch feststellen, dass das alles nichts bringt, suche ich mir doch professionelle Hilfe.

Stand: September 2024

Das Wort zum Schluss

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