Natur & Umwelt

Wildunfälle: Zwischen Wald und Asphalt

Was Autofahrer wissen sollten.

Two Deers Crossing the Road. View from inside the Car.

Schlechte Sicht, die Straße schlängelt sich durch den dichten Wald. Plötzlich taucht ein Reh vor mir auf der Straße auf und bleibt im Lichtkegel einfach stehen…. Wildwechsel im Herbst – eine Situation, von der man so oft hört und von der man so oft denkt „Hoffentlich trifft es mich niemals“. WissensWert verrät einige Tipps und Maßnahmen zur Verkehrssicherheit, um Wildunfälle zu vermeiden.

Wie häufig sind Wildunfälle?

Wie häufig Wildunfälle sind, variiert je nach Region und Jahreszeit. In ländlichen Gebieten, insbesondere in der Nähe von Wäldern und Feldern, sind Wildunfälle alles andere als eine Seltenheit. In Deutschland ereignen sich jährlich etwa 250.000 bis 300.000 Unfälle mit Wildtieren wie Rehe, Wildscheine oder Füchse. Zudem verletzen sich bei Wildunfällen pro Jahr zwischen 2.000 und 3.000 Menschen, wobei 500 bis 1.000 schwer verletzt werden und etwa zehn Menschen sterben. Und dennoch: Fachleute schätzen, dass sich auf deutschen Straßen weit mehr Wildunfälle pro Jahr ereignen. Diese Dunkelziffer entsteht, weil viele diese Unfälle nicht melden. Viele Fahrer wissen nicht, wie sie sich bei einem Wildunfall richtig verhalten. Sie stehen unter Schock und wollen einfach nur schnellstmöglich weg vom Unfallort. Doch wer nach einem Zusammenprall einfach weiterfährt, verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Ist das Wild verletzt, gilt das als Tierquälerei und kann mit bis zu 5.000 Euro bestraft werden. Man muss den Unfall also auf jeden Fall melden.

Warum überqueren Wildtiere die Straße?

Wildtiere überqueren die Straßen aus unterschiedlichen Gründen. Sie suchen nach Nahrung oder einem Partner und folgen ihrem Instinkt. Oder sie erweitern ihr Territorium, um bessere Lebensbedingungen zu finden. Dabei müssen sie auf die andere Seite der Straße. Besonders in den Morgen- und Abendstunden sowie während der Paarungs- und Wanderzeiten der Tiere steigt das Risiko für Wildwechsel. Die am häufigsten betroffenen Wildtiere bei Wildunfällen sind Rehe. Sie sind in der Dämmerung und nachts besonders aktiv. Wildschweine sind ebenfalls häufig an Unfällen beteiligt, vor allem in der kalten Jahreszeit.

Welche Maßnahmen können Autofahrer ergreifen, um Wildunfälle zu vermeiden?

Auf Straßen, die als Wildwechselzonen ausgeschildert sind, und in Waldgebieten ist es immer eine gute Idee, die Geschwindigkeit zu verringern. So hat man mehr Zeit, um auf Tiere zu reagieren, die unerwartet auftauchen. Besonders in der Dämmerung und nachts sollte man besonders aufmerksam sein. Zu diesen Zeiten sind Wildtiere aktiv und können plötzlich die Straße überqueren. Nähert man sich einem Tier oder taucht es plötzlich im Lichtkegel auf, unbedingt das Abblendlicht ausschalten. Die Lichtquelle blendet das Tier und es kann sich nicht mehr orientieren. Zusätzliches Hupen kann das Tier in die Flucht schlagen und zurück in den Wald scheuchen. Lässt sich ein Unfall nicht vermeiden, ist es sinnvoll, keine Ausweichmanöver zu starten. Steuer festhalten und bremsen. Abrupte Lenkbewegungen vermeiden, um Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten. Gegen einen Baum oder ein anderes Fahrzeug zu fahren, ist gefährlicher als der Zusammenprall mit dem Tier. Das klingt im ersten Moment hart, um ein überfahrenes Tier ist es sicherlich schade, doch ein Menschenleben zählt in dem Fall dann doch mehr.  

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Vorsicht Wildwechsel!

Kfz-Versicherung

Nicht nur beim Wildunfall – um schneller wieder in die Gänge zu kommen, hilft die Kfz-Versicherung der Debeka.

Was sollten Autofahrer tun, wenn sie in einen Wildunfall verwickelt sind?

Nach einem Wildunfall sollten Autofahrer einige Schritte beachten, um sich und andere nicht zu gefährden. Auch wenn es schwerfällt, sollte man Ruhe bewahren. Warnblinkanlage einschalten, um die anderen Verkehrsteilnehmer zu warnen, Warnweste anziehen und die Unfallstelle mit einem Warndreieck sichern. Sind Personen verletzt? Dann Notruf 112 wählen und Erste Hilfe leisten. Unabhängig von Verletzen muss die Polizei unter der 110 verständigt werden. Dabei den möglichst genauen Standort durchgeben. In vielen Bundesländern muss zusätzlich ein Jäger oder Förster informiert werden, der sich um das Tier kümmert. Das macht meist die Polizei. Den Jäger bitten, eine Bescheinigung für den Wildschaden auszustellen. Diese ist wichtig für die Versicherung. Verletzte Tiere nicht anfassen, weil sie aggressiv reagieren könnten und man sich nicht verletzten sollte. Auch tote Tier nicht anfassen, um sich vor Parasiten oder Krankheiten zu schützen. Am Unfallort oder in sicherer Entfernung auf Polizei, Jäger oder Rettungswagen warten. Wichtig: Das tote Tier nicht mitnehmen! Es droht eine Anzeige wegen Wilderei.

Fahrschulwissen: Bremsweg
Wenn plötzlich ein Tier auf der Straße auftaucht...

Ich fahre mit Tempo 100 auf der Straße… plötzlich taucht 60 Meter weiter ein Reh vor mir auf. Kommt mein Fahrzeug rechtzeitig zum Stehen, wenn ich bremse? Leider NEIN!!!! Mein Bremsweg beträgt 79,2 Meter. Die Aufprallgeschwindigkeit bei der Kollision mit dem Wild beträgt noch 61,1 km/h.

 

Der Bremsweg kann mit der folgenden Formel berechnet werden:
Geschwindigkeit in km/h geteilt durch 10 zum Quadrat.

 

Angenommen, ich fahre mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h. Dann ergibt sich der Bremsweg wie folgt: 100 kmh geteilt durch zehn, das Ganze zum Quadrat. Ergibt 100 Meter Bremsweg. Das bedeutet, dass ich bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h etwa 100 Meter benötige, um das Fahrzeug mit Bremsen zum Stillstand zu bringen.


Bei einer solchen Aufprallgeschwindigkeit können die Schäden erheblich sein. Neben Schäden an Karosserie, Scheibenbruch, Motor- oder Getriebeschäden, Achsenbruch kann das auch zur Auslösung des Airbags und Verletzungen der Insassen führen.


Es ist daher äußerst wichtig, in Gebieten mit Wildwechsel-Schildern besonders vorsichtig zu fahren und immer genügend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten. Sicherheit geht immer vor!!!

Zahlt die Versicherung bei einem Wildunfall?

Bei einem Wildunfall reicht eine Kfz-Haftpflichtversicherung nicht aus. Diese zahlt nur Schäden, die ich mit meinem Kfz anderen zufüge. Bei Schäden an meinem eigenen Gefährt greift eine Teil- bzw. Vollkaskoversicherung. Da sollte man aber auf jeden Fall noch mal die Bedingungen checken: Manche Basistarife decken nur Schäden mit Haarwild (z. B. Reh, Fuchs ) ab. Unbedingt Fotos von dem Schaden machen und mit der Bescheinigung für den Wildschaden an die Versicherung übermitteln.

Stand: Oktober 2024

Das Wort zum Schluss

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